Barockschloss Delitzsch

Schloss Delitzsch, Stadt Delitzsch, Landkreis Nordsachsen (Sachsen)

Das Barockschloss Delitzsch ist eines der ältesten Schlösser im Nordwesten Sachsens. Bereits im 10. Jh. errichteten die slawische Sorben in der Loberbachschleife eine hölzerne Burg, ungefähr an der Stelle des heutigen Schlossgartens. Aus dieser entwickelte sich bis ca. 1200 eine feste Burg, auf der zwischen 1207 und 1224 nachweislich drei Gerichts- und Lehntage der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen abgehalten wurden. Unter Herzog Moritz von Sachsen (1521-1553) begann der Umbau der Burganlage zu einem Schloss im Stil der Renaissance. Als das Herzogtum Sachsen 1657 unter den vier Söhnen des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. (1585-1656) in das Herzogtum Kursachsen und drei weitere Sekundogenitur-Territorien zerfiel, einer Sonderform der Nachfolgeregeln, kam Delitzsch zum neu gebildeten Herzogtum Sachsen-Merseburg unter der Regentschaft von Herzog Christian I. Dieser machte das Bischofsschloss in Merseburg zu seiner Residenz. Noch zu seinen Lebzeiten beschloss er, dass das Schloss in Delitzsch zum künftigen Witwensitz seiner Gemahlin Christiana von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg werden sollte.

Adresse: Schlossstraße 31, 04509 Delitzsch

Schloss Delitzsch

Die Bauarbeiten begannen 1689 unter der Leitung des Hofbaumeisters Simon Juffan. Das Gebäude wurde im Stil des sächsischen Frühbarocks gestaltet. Den Haupteingang mit dem Stifterportal erreicht man über die ca. 15 Meter lange Schlossbrücke. Das sogenannte „Fürstenhaus“ bildet den zentralen vierstöckigen Hauptflügel des zweiflügligen Gebäudes. Zum Ende der Umbaumaßnahme 1695 wurde dem 50 Meter hohen Schlossturm an der südöstlichen Ecke des Gebäudes eine sogenannte Welsche Haube aufgesetzt.

Herzog Christian wurde am 27. Oktober 1615 in Dresden geboren und verstarb am 18. Oktober 1691 in Merseburg. Seine Eltern waren Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) und Magdalena Sibylle von Preußen (1586–1659). In seinem Testament von 1657 verfügte Johann Georg I. die Teilung des Territoriums der albertinischen Linie der Wettiner. Dies wurde von seinen vier Söhnen noch im selben Jahr gemeinschaftlich anerkannt. So wurde Christian der erste sächsische Herzog von Sachsen-Merseburg, einem der vier Fürstentümer, die nach dem Tod seines Vaters entstanden. Zuvor war er bereits Administrator des Hochstifts Merseburg, das die Kurfürsten im Zuge der Reformation eingezogen hatten. Sein Bruder Johann Georg II. (1613–1680) wurde Kurfürst von Sachsen, sein Bruder August (1614–1680) wurde Herzog von Sachsen-Weißenfels und sein Bruder Moritz (1619–1681) wurde Herzog von Sachsen-Zeitz. Am 19. November 1650 vermählte sich Christian in Dresden mit Christiana von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Sie wurde am 22. September 1634 in Kopenhagen geboren und starb am 20. Mai 1701 auf Schloss Delitzsch. Ihre Eltern waren Philipp von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1584–1663) und Sophie Hedwig von Sachsen-Lauenburg (1601–1660).

Aus der wohl sehr glücklichen Ehe gingen eine Reihe von Nachkommen hervor, so u.a.:

  • Magdalena Sophia (1651-1675), Prinzessin von Sachsen-Merseburg;
  • Johann Georg (1652-1654), Erbprinz von Sachsen-Merseburg;
  • Christian II. (1653-1694), Herzog von Sachsen-Merseburg, ⚭ Erdmuth Dorothea von Sachsen-Zeitz;
  • August (1655-1715), Herzog von Sachsen-Merseburg-Zörbig, ⚭ Hedwig Eleonore von Mecklenburg-Güstrow;
  • Philipp (1657-1690), Herzog von Sachsen-Merseburg-Lauchstädt, ⚭ (I) Eleonore Sophie von Sachsen-Weimar; ⚭ (II) Luise Elisabeth von Württemberg-Oels;
  • Christiane (1659-1679), Prinzessin von Sachsen-Merseburg, ⚭ Christian, Herzog von Sachsen-Eisenberg;
  • Sophie Hedwig (1660-1686), Prinzessin von Sachsen-Merseburg, ⚭ Herzog Johann Ernst von Sachsen-Saalfeld;
  • Heinrich (1661-1738), Herzog von Sachsen-Merseburg-Spremberg (später Sachsen-Merseburg), ⚭ Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow;
  • Moritz (1662-1664), Prinz von Sachsen-Merseburg;
  • Sibylle Marie (1667-1693), Prinzessin von Sachsen-Merseburg, ⚭ Herzog Christian Ulrich I. von Württemberg-Oels-Bernstadt
Das Wappen von Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg über dem Eingang von Schloss Doberlug in Brandenburg.

Weitere Informationen zum Wappen von Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg auf der Seite über Schloss Doberlug.

Das Herzogtum Sachsen-Merseburg war von 1656 bis 1738 ein selbstständiges Territorium. Herzöge von Sachsen-Merseburg waren:

  • Christian I. (1615–1691), Regierungszeit: 1656–1691
  • Christian II. (1653–1694), Regierungszeit: 1691–1694
  • Moritz Wilhelm (1688–1731), Regierungszeit: 1694–1731
  • Heinrich (1661–1738), Regierungszeit: 1731–1738

Das Gebiet des Herzogtums Sachsen-Merseburg umschloss das Territorium des Hochstifts Merseburg, die Ämter und Städte Lauchstädt, Schkeuditz, Lützen und Zwenkau, Brehna, Zörbig, Finsterwalde, Lübben, Doberlug, Guben, Luckau, Calau und Spremberg. 1667 fiel dem Herzogtum nach dem Aussterben der Bibersteiner auch die Herrschaft Forst und nach einem beigelegten Erbstreit auch Döbern zu.

Die Herzöge von Sachsen-Merseburg nutzten seit 1657 den Merseburger Dom als Hofkirche. Herzog Christian I. wurde dort in der Fürstengruft an der Ostseite des Merseburger Doms begraben.

Infolge der weiteren Erbteilungen unter den Söhnen von Christian I. von Sachsen-Merseburg entstanden noch nachfolgende Familienzweige: Christian II. (1653–1694) wurde Herzog von Sachsen-Merseburg, August (1655–1715) wurde Herzog von Sachsen-Merseburg-Zörbig, Philipp (1657–1690), wurde Herzog von Sachsen-Merseburg-Lauchstädt und Heinrich (1661–1738) wurde Herzog von Sachsen-Merseburg-Spremberg. Nachdem keine weiteren männlichen Erben in den Ehen seiner Brüder existierten, fiel nach deren Tod das gesamte Herrschaftsgebiet 1731 an Heinrich, der somit das Teilherzogtum Sachsen-Merseburg territorial wieder vereinte.

Mit dem Tod von Herzog Heinrich erlosch 1738 der Zweig Sachsen-Merseburg endgültig. Aus seiner Ehe mit Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow (1668–1738) gingen drei Kinder hervor, jedoch blieb auch er ohne männlichen Erben, da sein einziger Sohn Moritz bereits in seinem ersten Lebensjahr verstarb. Das Territorium ging somit wieder im Kurfürstentum Sachsen auf.


Die Obelisken auf der Schlossbrücke

Das Schloss wurde bei seinem Umbau als Witwensitz geplant. Dies erklärt auch das Wappenprogramm am äußeren Bereich des Schlosses. Links und rechts des Eingangs zur Schlossbrücke sind an den beiden vierseitigen Obelisken die Stammwappen Sachsens (links) und Schleswig-Holsteins (rechts) angebracht.

Das Stammwappen des Herzogtums Sachsens zeigt hier einen goldenen Schild mit vier schwarzen Balken, schräg belegt mit einem grünen Rautenkranz. Zusätzlich ist in das Schildbild ein goldenes „C“ (für Christian) eingewoben.

Das Stammwappen der von Schleswig-Holstein zeigt in Rot ein silbernes Nesselblatt. Zusätzlich ist in das Schildbild ein goldenes „C“ (für Christiana) eingewoben.


Das Wappen von Christian I. von Sachsen-Merseburg und Christiana von Schleswig-Holstein

Das Wappen zeigt in einer von zwei schwarzen Löwen gehaltenen, ovalen schwarzen Kartusche drei Schilde, oben optisch links das Wappen Sachsens (Schwarz-golden siebenfach geteilter Schild, darüber schräg mit einem grünen Rautenkranz belegt.), optisch rechts das Wappen Schleswig-Holsteins (In Rot ein silbernes Nesselblatt.) und unten das Wappen des aus dem Gebiet des Hochstifts Merseburg hervorgegangenen Fürstentums Merseburg (In Gold ein schwarzes Kreuz.).


Das Epitaph des Otto von Scheidingen an der Stadtkirche St. Peter u. Paul

Die evangelische Stadtkirche St. Peter und Paul von Delitzsch ist eine im 15. Jh. erbaute gotische Backsteinkirche. An der Außenseite ist das Epitaph des Otto von Scheidingen (Schidingen, Scheidungen) angebracht. Die Familie von Scheidingen waren ein in Thüringen und Sachsen vorkommendes Ministerialgeschlecht. Es soll seinen Stammsitz auf der Burg Scheidungen bei Nebra gehabt haben.

Otto von Scheidingen († 1476) war Besitzer des Rittergutes Schenkenberg bei Delitzsch und wurde 1465 von Ernst und Albrecht von Sachsen als Amtmann für Delitzsch eingesetzt. Er war zugleich Domherr zu Magdeburg und sehr angesehener Rat am sächsischen Fürstenhof. Mehrfach setzten ihn die Fürsten als Vermittler und Richter ein.

Das Wappen zeigt in Gold einen blauen Spiegel mit rotem Rahmen. Auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken zwischen einem weißen Flug drei rote Straußenfedern (auch in vertauschten Tinkturen vorkommend). Ursprünglich handelte es sich um einen goldenen Schild mit rotem Schildbuckel bzw. -beschlag, aus dem später ein blauer Spiegel mit rotem Rahmen wurde.


Das Stadtwappen von Delitzsch

Das historische Rathaus am Marktplatz von Delitzsch ist auch heute noch der Sitz der Stadtverwaltung.

Das Stadtwappen zeigt in Gold zwei blaue Pfähle, belegt mit einem schräg gestellten goldenen Herzschild, darin ein doppelschwänziger schwarzer Löwe. Im Stadtwappen sind die Symboler der beiden Stammlande der Wettiner vereinigt, wie auch in den Stadtwappen von Chemnitz, Dresden oder Leipzig. Die blauen Pfähle werden auch Landsberger Pfähle genannt und sind das Symbol für die Markgrafschaft Landsberg. Der schwarze Löwe ist das Symbol der Markgrafschaft Meißen. Das Stadtwappen geht auf ein im Spätmittelalter verwendetes Siegel der Stadt zurück.

Das Wappen von Delitzsch auf einem städtischen Kanaldeckel.

Weitere Wappen auf Kanaldeckeln hier.


Quellen:

  • Wikipedia-Artikel „Schloss Delitzsch“, abgerufen am 26. Juni 2025.
  • Wikipedia-Artikel „Sachsen-Merseburg“, abgerufen am 26. Juni 2025.
  • Wikipedia-Artikel „St. Peter und Paul (Delitzsch)“, abgerufen am 26. Juni 2025.
  • Wikipedia-Artikel „Scheidingen (Adelsgeschlecht)“, abgerufen am 26. Juni 2025.
  • Gustav Adelbert Seyler: Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 4. T.: Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Bauer & Raspe, Nürnberg, 1921.
  • George Adalbert von Mülverstedt: Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 12. Abt.: Ausgestorbener Adel der sächsischen Herzogthümer, Nürnberg 1907, S. 71.
  • v. Hefner, Gautsch und Clericus (Bearb.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 4. Abt. , T. 1: Städtewappen, Bd. 1, Nürnberg 1885, S. 40. 
  • Manfred Wilde: „Das Barockschloss Delitzsch als Witwensitz der Herzöge von Sachsen-Merseburg“, In: Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund Die fünf Ungleichen e. V., Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007.
  • Manfred Wilde: „Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen. Ihre verfassungsrechtliche Stellung, ihre Siedlungsgeschichte und ihre Inhaber“, C. A. Starke, Limburg 1997, S. 632.
  • Willy Otto Schmidt: „Grabdenkmale, Epitaphe und Beisetzungen in den Delitzscher Kirchen“, In: Chronik der Evangelischen Kirche zu Delitzsch, S. 1-29
  • J. M. Pietsch, M. Wilde: Delitzsch. Spröda 2003, S. 8.

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