Adliges Fräuleinstift Barth

Stadt Barth, Landkreis Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern)

Die Altstadt von Barth liegt an der östlich Uferseite des kleinen Flusses Barthe, kurz vor dessen Mündung in den Barther Bodden. Das Adlige Fräuleinstift Barth, auch Kloster Barth genannt, war ein evangelisch-lutherisches Frauenstift und existierte von 1733 bis 1948. Es entstand auf dem Gelände des früheren Stadtschlosses der Herzöge von Pommern. Das Stift wurde 1733 vom schwedischen König Friedrich (1676-1751), aus dem Hause Hessen-Kassel, und seiner Ehefrau Königin Ulrike Eleonore (1688-1741), einer Tochter von Karl XI. von Schweden, gegründet. Am Eingang zum Stiftsgelände und an mehreren Stellen in der Altstadt sind unterschiedliche Wappen zu finden.

Adresse: Hunnenstraße 1a, 18356 Barth

Das Adlige Fräuleinstift in Barth

In der Literatur wird für die Gründung der Stadt Barth das Jahr 1079 angegeben. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt 1255 im Zusammenhang mit der Verleihung des lübisches Stadtrecht an die Stadt durch Fürst Jaromar II. von Rügen (1218-1260). Bis 1325 bleibt Barth im Besitz der Fürsten von Rügen, danach gehört die Herrschaft Barth zum Herzogtum Pommern-Wolgast. Ab 1478 erheben auch die Markgrafen von Brandenburg Erbschaftsansprüche und führen den Titel „Fürst zu Rügen“. Von 1637 bis 1815 folgte die schwedische Herrschaft über die Stadt. Infolge des Wiener Kongresses wurde Barth 1815 endgültig preußisch.

Als Teil der gleichnamigen Herrschaft gelangte Barth auch in das kurbrandenburgische Staatswappen von Preußen. Die Herrschaft Barth führte in Gold einen silbern-geflügelten schwarzen Greif als Wappen, wie es auch im kurbrandenburgischen Staatswappen an der Zitadelle Spandau in Berlin zu sehen ist.

Das Stiftsgelände befindet sich am Ostrand der Altstadt. An dieser Stelle soll es bereits 1325 eine einfache Wallburg gegeben haben. Ab 1573 lässt hier Bogislaw XIII., Herzog von Pommern, ein Schloss errichten. Dieses Schloss war ein Renaissancebau mit drei Etagen und einem mittig angeordneten viereckigen Turm mit glockenförmiger Haube. Der Haupteingang befand sich an der Westseite des Gebäudes.

Letzter Bewohner des alten Schlosses war von 1710 bis 1711 der während des Großen Nordischen Krieges geflohene polnische König Stanislaus I. Leszczyński (1677-1766). 1727 wurde das inzwischen stark verfallene Schloss abgebrochen und an seiner Stelle die neuen Gebäudes des Damenstifts errichtet.

Die neu erbaute Stiftsanlage wurde zwischen 1733 und 1741 im Barockstil errichtet. Die Anlage ist dreiflügelig und besteht aus eingeschossigen Backsteinbauten mit Mansardendach. Im Zentrum dominiert ein zweigeschossiger Mittelbau. Das Gelände wird von einer Mauer umgeben. Die vom Barther Markt kommende Klosterstraße endet an einem Rundbogenportal, welches im Jahr 1741 errichtet wurde. Heute werde die Gebäude für Seniorenwohnungen und Veranstaltungsräume genutzt.

Ein Damenstift ist eine religiöse Lebensgemeinschaft für Frauen in einer klosterähnlichen Umgebung. Bis zur Säkularisation lebten in einem solchen Stift zumeist weibliche Mitglieder adliger Familien. Die auch als Kanonissen bezeichneten Stiftsdamen legten bei ihrem Eintritt nur die Gelübde der Keuschheit und des Gehorsams gegenüber ihrer Äbtissin ab. Sie konnten heiraten, wenn sie auf ihre Pfründe verzichteten und lebten nicht selten außerhalb des Stiftsgeländes. Es kam vor, dass mitunter nur die Äbtissin und eine geringe Zahl Kanonissen sich im Stiftsgebäude aufhielten.


Das Wappen des Königs von Schweden

Über dem Rundbogentor zum Stiftsgelände ist das Kleine Reichswappen von Schweden angebracht. Es wird von zwei gekrönten Löwen gehalten uns zeigt in Blau drei (2, 1) goldene Kronen. Auf dem Schild ruht die schwedische Reichskrone.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte Barth zum schwedisch-kontrollierten Teil Pommerns innerhalb des Heiligen Römischen Reichs. Der schwedische König Friedrich I. schenkte 1733 die vernachlässigte Schlossanlage der Ritterschaft Nordvorpommerns und Rügens, zum Zwecke der Versorgung der unverheirateten Frauen der Ritterschaft.

König Friedrich I. von Schweden wurde am 27. April 1676 in Kassel geboren und ist am 5. April 1751 in Stockholm gestorben. Seine Eltern waren der Landgrafen Karl von Hessen-Kassel (1654–1730) und Marie Amalia Kettler von Kurland (1653-1711). Nachdem seine erste Ehe mit der jung verstorbenen Luise von Brandenburg (1680–1705) kinderlos blieb, heiratete er in zweiter Ehe Ulrike Eleonore von Schweden (1688-1741). Ulrike Eleonore wurde am 2. Februar 1688 in Stockholm geboren und ist am 5. Dezember 1741 in Stockholm gestorben. Ihre Eltern waren Karl XI. von Schweden (1665-1695) aus der wittelsbacher Linie Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg und Ulrike von Dänemark (1656-1693). Ulrike Eleonore war von 1719 bis 1720 regierende Königin von Schweden und von 1718 bis 1719 Herzogin von Bremen-Verden.

Nach dem Tode ihres Bruders Karl XII. von Schweden (1682-1718) übernahm Ulrike Eleonore am 11. Dezember 1718 die Regierungsgeschäfte. Aufgrund des Widerstands des schwedischen Reichstags wurde Ulrike Eleonore aber erst 1719 offiziell zur schwedischen Königin gewählt. 1720 danke Sie zu Gunsten Ihres Ehemannes ab und so wurde Friedrich am 3. Mai 1720 in Stockholm zum König gekrönt. Friedrich war bis zu seinem Tode 1751 König von Schweden und ab 1730 auch als Friedrich I. regierender Landgraf von Hessen-Kassel. Friedrichs und Ulrike Eleonores Ehe blieb ebenfalls kinderlos. Sein Nachfolger als schwedischer König wurde Adolf Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf (1710-1771). Friedrichs Nachfolge als Landgraf von Hessen-Kassel trat sein Bruder Wilhelm VIII. (1682-1760) an, nachdem er bereits ab 1730 in Hessen die Regierungsgeschäfte für seinen Bruder führte.

Die schwedische Herrschaft brachte Barth einen wirtschaftlichen Aufschwung. Besonders Schiffbau und die Segelschifffahrt wurden gefördert, sodass es zeitweise bis zu sieben Werften in der Stadt gab. 1795 wurden 520 Häuser mit 3150 Einwohnern registriert.


Das historische Stadtwappen von Barth von 1728

Das historische Stadtwappen ist in der Barther Altstadt, in der Lange Straße 16, an einem im 18. Jh. erbauten Kaufmannshaus zu finden.

Der bärtige Männerkopf erscheint bereits auf einem Siegel aus dem Jahr 1404 und ist eine redende Anspielung auf den Stadtnamen. Die Bedeutung der drei Fische ist nicht gesichert, wird aber auf die Lage an der Ostsee und den Fischfang anspielen. Die Fischerei war eine der Einnahmequellen der Stadt, so hatten die Barther Fischer die Fischereirechte bis in den Saaler Bodden. Der Männerkopf kam einfach oder auch doppelt in den Stadtsiegeln vor. Das älteste bekannte Stadtsiegel von ca. 1300 zeigt ein Schiff mit je einem bärtigen Kopf an jedem Ende. Diese Version mit den zwei bärtigen Männerköpfen im oberen Schildteil ist aus dem Jahr 1728.

Der Name der Stadt hat wohl hingegen der Andeutung im Stadtwappen nichts mit Bärten zu tun. Vielmehr geht es wohl um den Ortsnamen „Bardo“, was im Pommerschen oder auch im Polabischen, der Sprachen der im damaligen Nordostdeutschland siedelden westslawischen Stämme, „kleine Erhöhung“ bedeutet.

Das Gebäude in der Lange Straße wurde von der Stadt Barth zwischen 1870 und 1946 als Rathaus genutzt und beheimatet heute das Vineta-Museum, das Heimatmuseum der Stadt. Die hier präsentierte stadtgeschichtliche Sammlung wächst zunehmend weiter und musste mittlerweile aus Platzgründen in das Gebäude des Adelige Fräuleinstift ausgelagert werden, wo sie in weiteren Ausstellungsräumen der Öffentlichkeit zugängig ist.


Kanaldeckel mit dem aktuellen Stadtwappen von Barth

Das Stadtwappen ist silbern-blau geteilt, oben ein hersehender Mannskopf mit braunem Haar und Bart, unten balkenweise drei schräge silberne Fische. Auf dem blau-silbern bewulsteten Bügelhelm mit goldenem Halskleinod und blau-silbernen Decken, fünf silberne Straußenfedern. Das von Heinz Kippnick, Schwerin, neu gestaltete Wappen wurde am 7. Juni 2000 unter der Nr. 2 in der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern aktualisiert.

Weitere Wappen auf Kanaldeckeln hier.


Wappen der Buchdrucker-Zunft an der Alten Druckerei

Die Alte Druckerei in der Langen Str. 30 beherbergt ein Museum zu Ehren der in Barth geborenen Heimatdichterin und Schriftstellerin Martha Müller-Grählert (1876-1939). Das Haus wurde 1900 durch den Verleger des „Barther Tageblatt“ Christian Wilhelm Anchony jr. als Wohn- und Verlagshaus erbaut. Das in die Metallverzierung der Tür eingearbeitete Wappen zeigt eine Variante des Buchdruckerwappens. Nachfolgende Beschreibung gibt die Farben so wieder, wie sie zumeist für das Zunftwappen der Buchdrucker verwendet werden.

Das Wappen zeigt im goldenen Schild ein schwarzer Doppeladler, in den Fängen rechts ein Tenakel mit Divisorium, links einen Winkelhaken haltend. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Flug.

In der Helmzier weicht diese Version deutlich von den allermeisten Buchdruckerwappen ab. Diese zeigen auf dem Helm einen zumeist aus einer Krone wachsenden silberner (auch goldenen) rot-bewehrten Greif, mit beiden Pranken zwei Buchdruckerballen gegeneinanderpressend.

Der Winkelhaken ist im Buchdruck eine verstellbare Lehre zum Zusammensetzen der Bleisatz-Lettern. Das Tenakel ist ein Teil des Manuskripthalters und besteht aus einem Dorn oder einer Schraubklemme, um damit am Setzkastens befestigt zu werden.


Quellen:

  • Antoine Augustin Bruzen de la Martinière: Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt; Oder Grosses und vollständiges Geographisch- und Critisches Lexicon Verlag Johann Samuel Heinsius, Leipzig 1744, S. 327 und S. 328.
  • Johann Micraelius: Altes PommerLand. Teutsch. Wendisch. Sächsisch. Nebenst Historischer Erzehlung, dero in Nähisten Dreißig Iahren, biß auff des Letzten Hertzogen Bogißlai XIV. Todt, in Pommern Vorgegangenen Geschichten Verlag Bey vnd in Vorlegung Georg Rheten, Alten Stetin 1639, S. 246.
  • Ernst Eichler, Werner Mühlmer: Die Namen der Städte in Mecklenburg-Vorpommern. Ingo Koch Verlag, Rostock 2002.
  • Wikipedia-Artikel „Barth“, abgerufen 3. März 2025.
  • Wikipedia-Artikel „Adliges Fräuleinstift Barth“, abgerufen 3. März 2025.
  • „Barth“ auf gutshaeuser.de – Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen 5. März 2025.
  • Wikipedia-Artikel „Martha Müller-Grählert“, abgerufen 6. März 2025.
  • „Buchdruckerwappen“ auf Heraldik-Wiki, abgerufen 6. März 2025.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 4. Abt. , T. 2: Städtewappen, Bd. 2, Nürnberg 1885, 129.

Alle Fotos unterliegen dem Urheberrecht. Text und Foto: Alexander Hoffmann, 2024.