Schloss Schönebeck in Bremen-Vegesack

Schloss Schönebeck
Schloss Schönebeck

Schloss Schönebeck, Ortsteil Schönebeck im Bremer Stadtteil Vegesack (Freie Hansestadt Bremen)

Das Schloss Schönebeck wurde um 1640 im Stil des norddeutschen Fachwerkbarocks als Wasserschloss erbaut. Es zählt zu den bedeutendsten Baudenkmalen im Bremer Stadtgebiet. Das Schloss steht inmitten eines zu einem Teich angestauten Bachs, der Schönebecker Aue, und ist von einem wunderschönen, weitläufigen Park umgeben. Der Gesamtgebäudekomplex wird durch das Verwalterhaus des Schlosses, ein 1780 im klassizistischen Stil erbautes Fachwerkhaus, und die Schlosskate, ein in den 1980er Jahren unter Verwendung von historischen Bauelementen neu gebautes Fachwerkhaus, vervollständigt.

Adresse:  Im Dorfe 3/5, 28757 Bremen

Erstmals wurde 1357 eine Burg gleichen Namens urkundlich erwähnt und war Sitz der stiftsbremischen Ritter von Oumünde. Das Wappen der Familie von Oumünde gen. Schönbeck zeigt im Schild einen aus dem rechten Schildrand hervorkommenden bekleideten Arm, einen Ring in der Hand haltend, und auf dem Helm zwei bekleidete Arme, einen Ring haltend. Erneut hört man im Jahr 1380 von der Burg, denn die Knappen Lueder, Bernd und Merten von Schönebeck schließen mit dem Bremer Rat einen Vertrag, die Burg für die Bremer auf zwölf Jahre „offen“ zu halten. Später sind Mitglieder der Familie von Schönebeck unter den Mitgliedern des Bremer Domkapitels zu finden. Ein Johann von Schönebeck wurde Propst von Wildeshausen und nach 1465 Propst über das Land Hadeln und Wursten. Die Erbbegräbnisstätte der Familie befindet sich in der Lesumer Kirche. Siebmachers Wappenbuch von 1769 führt die Familie als „v. Schönenbecke“ mit einem gleichen Wappen, wie oben für die von Oumünde beschrieben, unter den Braunschweigischen Familien auf.

Das heutige Schloss wurde auf der alten, von Wassergräben umzogenen Burginsel vermutlich in der Mitte des 17. Jahrhunderts von Franz Wilken von Schönebeck erbaut. Er ließ über einem hohen, massiv überwölbten Kellergeschoß das Schloss als imposanten, zweigeschossigen barocken Fachwerkbau mit ausgemauerten Gefachen und einem mächtigen, pfannengedeckten Mansarddach errichten. Franz Wilken von Schönebeck, der eine hohe Stellung in der schwedischen Armee hatte, geriet in Folge der Wirren des 30-jährigen Krieges mit der Stadt Bremen in Streit. Dabei ging es um die Gerichtsbarkeit in Vegesack und den Grenzverlauf im Umfeld des Vegesacker Hafens. Mit seinem Tod 1661 erlosch die Linie der Erbgesessenen zu Schönebeck.

Freiherr Jacob von Schlebusch erwarb 1662 das inzwischen hoch verschuldete Gut, er verstarb jedoch bereits 1676. Die Stadt Bremen versuchte 1677 das Gut Schönebeck von der Witwe für dreißigtausend Taler zu kaufen, was jedoch von der schwedischen Regierung, auf deren Hoheitsgebiet das Schloss mit seinen Besitzungen lag, verhindert wurde.

Am 29. April 1682 erwarb der zunächst in braunschweig-lüneburgischen und später in schwedischen Diensten stehende Obrist Friedrich von der Borch (1640–1713) die Herrschaft Schönebeck. Aufgrund seiner Besitzungen nannte er sich ab da Herr zu Holtzhaußen und Schönebeck. Die Familie von der Borch kommt ursprünglich aus Westfalen. Dort ist das Gut Holzhausen in Nieheim, Kreis Höxter, seit 1483 dokumentiert im Besitz der Familie. In und um Bremen taucht der Name von der Borch bereits seit dem frühen 15. Jh. auf. So ist 1420 ein Otto von der Borch als Voigt des Erzbischofs von Bremen auf der Burg Bederkesa erwähnt. Aus dem Jahr 1436 ist ein Streit zwischen den Stifts-Edelleuten von der Borch und der Stadt Bremen um das Schloss Blumenthal überliefert, welches nach gütlicher Einigung und einer Zahlung von 1400 Gulden an die Stadt Bremen überging. Friedrich von der Borch heiratete 1665 in Meyenburg, heute ein Ortsteil von Schwanewede im Landkreis Osterholz, Anna Elisabeth von Affeln (1644–1699), einzige Tochter und Erbin des braunschweig-lüneburgischen Geheimem Raths und Kanzlers Anton von Affeln. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Die Grabsteine von Friedrich von der Borch und Anna Elisabeth von Affeln befinden sich an der Südseite des Turmes der St.-Martini-Kirche in Lesum. Der Herr Obrist eines Regiments zu Fuß ließ um 1686 die Südfront des Schlosses Schönebeck als Fachwerkkonstruktion mit Backsteinausfachung erneuern. Eine Inschrift an der südlichen Langfront berichte davon, dass er 1705 den Backstein unter Verwendung, von Sandsteinwerkstücken erneuern ließ, nachdem das ursprüngliche Holzfachwerk verfault war.

„ICH FRIEDRICH V. DER BORCH, OBRISTER Z. FUS, HABE DIESE MDCLXXXVI VON HOLTZ U. STEIN ERBAUTE U. NACHDEM WEGEN VERFAULUNG DES HOLTZES DEN FALL DREUENDE SEITE ABGE NOMMEN, DAS FUNDAMENT BE VESTIGT U. MIT EINER BRANDT MAUER VERWECHSELT ANNO MDCCV“

Freitreppe Schloss Schönebeck mit dem Allianzwappen von der Borch und von Friesen

Die Freitreppe ziert ein in Sandstein gehauenes Allianzwappen des ehemaligen Besitzers Ernst August Friedrich von der Borch (1695–1752) und seiner Gemahlin Henriette Katharina Charlotte Christine (* 28. August 1709), einer geborenen Freiin von Friesen, einem sächsischen Geschlecht.

Das Allianzwappen zeigt auf der heraldisch rechten Seite das Stammwappen der von der Borch. Es zeigt in Silber drei (2, 1) schwarze Vögel (Dohlen, bzw. Krähen) mit roten Füßen. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Dohle zwischen offenem schwarzen Flug, hier nicht abgebildet. Auf der heraldisch linken Seite ist das Stammwappen der von Friesen zu sehen. Das Wappen der freiherrlichen Linie ist geviert und mit einem Herzschild belegt. Dieser zeigt in Silber einen zunehmenden Mond, an dessen Spitzen ein gespaltener (rechtshalber) roter Stern anstößt. 1 und 4 in Gold ein gekrönter schwarzer Adler (Gnadenwappen), 2 und 3 in Silber drei rote Rosen an einem grünen Stil mit Blättern (Stammwappen). Auch hier wird das Oberwappen nicht gezeigt. Es besteht aus drei Helmen, I. der schwarze Adler wachsend, II. die Figuren des Herzschildes liegend, III. fünf Federn, abwechselnd rot und silbern. Helmdecken: rot-silbern.

Allianzwappen von Friedrich von der Borch und Henriette Katharina Charlotte Christine von Friesen
Allianzwappen von Ernst August Friedrich von der Borch und Henriette Katharina Charlotte Christine von Friesen

Ernst August Friedrich von der Borch wurde 21. Oktober 1695 (andere Quelle: 16. August 1695) in Hannover geboren. Er war das älteste von drei Kindern des Oberhauptmanns Friederich Otto von der Borch und Sofie Elisabeth von dem Bussche-Ippenburg. Er heiratete am 18. Juni 1726 Henriette Katharina Charlotte Christine von Friesen in Rötha, dem Stammsitz der Familie im heutigen Landkreis Leipzig. Mit ihr hatte er drei Kinder: Georg (1727–1747), Charlotte Marie Wilhelmine (1728–1763) und Friedrich Christian August (1735–1787).

Henriette Katharina Charlotte Christine von Friesen, geboren am 28. August 1709 in Rötha, war die Tochter des Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen General­leutnants Christian August von Friesen (1674–1737) und der aus einem hessischen Uradelsgeschlecht stammenden Marie Charlotte von Meysenbug (1688–1753).

Ernst August Friedrich von der Borch begann eine Militärkarriere, zuerst als Oberstleutnant bei der Garde. Später diente er im 9. braunschweig-lüneburgischen Infanterieregiment, wo er im Juni 1742 als Obrist das Kommando über das 2. Bataillon erhielt, ab dem 12. April 1746 dann als Brigadier und ab dem 12. Oktober 1747 als Königlich Großbritannischer und Kur-Hannoverischer Generalmajor. Am 28 Oktober 1752 verstarb Ernst August Friedrich von der Borch in Hannover.

Seit 1952 ist die Freie Hansestadt Bremen im Besitz des Schlosses. Neben Haus Blomendal in Blumenthal ist es der einzige erhaltene Adelssitz auf heutigem bremischen Gebiet. 1972 richtete der „Heimat- und Museumsverein für Vegesack und Umgebung e.V.“ im Schloss ein Museum zur Geschichte der ehemaligen Hafenstadt Vegesack, der Segel- und Dampfschifffahrt, der Heringslogger, des historischen Walfangs und der Anfänge der Seenotrettung ein.  Eine Spezialausstellung beschäftigt sich zudem mit den Reisen des in Vegesack geborenen Afrikaforschers Friedrich Gerhard Rohlfs (1831–1896). Der Gebäudekomplex und der Bereich um das Schloss und das Administratorenhaus, einschließlich Schlossgraben, wurden 1973 unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2011 werden im Schifffahrtssaal des Schlosses auch standesamtliche Trauungen durchgeführt.

Quellen:

  • „Schloß Schönebeck & Vegesacker Heimatmuseum“, OBJ-Dok-nr.: 00001173, www.denkmalpflege.bremen.de/denkmaeler/schloss-schoenebeck-vegesacker-heimatmuseum-17627, abgerufen 4. 8. 2021
  • Wikipedia-Artikel „Schloss Schönebeck (Bremen)“, www.de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Schönebeck_(Bremen), abgerufen 4. 8. 2021
  • Heimat- und Museumsverein für Vegesack und Umgebung e. V., www.museum-schloss-schoenebeck.de, abgerufen 4. 8. 2021
  • „Raum gewordene Geschichte“, Weser-Kurier vom 14.08.2016, www.weser-kurier.de/kultur/raum-gewordene-geschichte-doc7e3eupgpxzpq7e57jn1, abgerufen 4. 8. 2021
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 7 (Ergänzungen), 2. Abt. Preußische Grafen und Freiherren. Ergänzungen, Nürnberg 1886, S. 23 und Tf. 15.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 2 (Blühender Adel deutscher Landschaften), 3. Abt.: Der Adel des Königreichs Sachsen, Nürnberg 1857, 9 f. und Tf. 8
  • Wikipedia-Artikel „Friedrich von der Borch“, www.de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_der_Borch, abgerufen 4. 8. 2021
  • Genealogie Hoch-Adelicher Eltern und Kinder: Zu accurater Aufrichtung und Verbesserung Ihrer Stam[m]- und Ahnen-Tafeln Ein sehr nützliches Werck, Johann Seifert, Regensburg, 1724
  • „Henriette Katharina von Friesen“ auf www.gw.geneanet.org, abgerufen 4.8.2021
  • „Henriette Katharina von Friesen“ auf www.geni.com, abgerufen 4.8.2021
  • Johann Siebmachers allgemeines großes und vollständiges Wappenbuch, 1. Teil, 12. Ausgabe, Verlag Christoph Weigel, Nürnberg, 1772 (1769)
  • Johann Siebmachers allgemeines großes und vollständiges Wappenbuch, 5tes Supplement, Verlag Rasp, Nürnberg, 1775
  • Versuch einer Geschichte der kaiserlichen und reichsfreyen Stadt Bremen, II. Theil, Christian Nikolaus Roller, Bremen 1799
  • „Ernst August Friedrich von der Borch“ auf www.geni.com, abgerufen 5.8.2021
  • Neue genealogisch-historische Nachrichten von den vornehmsten vornehmsten Begebenheiten welche sich an den Europäischen Höfen zutragen, Der 37. Theil, Leipzig 1753
  • Geschichte der reichsfreiherrlichen Familie von Friesen – Bd. 1, Ernst Freiherr von Friesen, Verlag C. Heinrich, Dresden, 1899

Copyright bzw. Urheberrecht an Text und Fotos: Alexander Hoffmann 2021