Das Herrenhaus der Domäne Dahlem

Herrenhaus, Domäne Dahlem, Bezirk Zehlendorf-Steglitz, Berlin

Die Domäne Dahlem ist ein ehemaliger Gutshof im Berliner Ortsteil Dahlem und war u.a. im Besitz der Familie von Wilmersdorff. Die Domäne ist seit 1976 ein Freilichtmuseum für Agrar- und Ernährungskultur und wurde durch den Verein „Freunde der Domäne Dahlem“ betrieben. 2009 wurde durch das Land Berlin und den Verein die Stiftung Domäne Dahlem ins Leben gerufen.

Adresse: Königin-Luise-Str. 47/51, 14195 Berlin

Das Herrenhaus wurde um 1670 auf den Untergeschossen eines bereits um 1560 erbauten Vorgängerbaus als zweigeschossiges barockes Fachwerkgebäude mit Satteldach und hofseitigem Mittelrisalit erbaut und gilt somit als eines der ältesten Wohngebäude in Berlin mit noch original erhaltenen Räumlichkeiten.

Besitzer des Guts waren u.a. die Familien von Pfuel, von Wilmersdorff, von Podewils und von Beyme. Durch die letzteren erfolgte 1841 der Verkauf an den preußischen Domänenfiskus.

1661 erwarb Cuno Hans von Wilmersdorff das Dorf und Gut. Das Bauherrenpaar ließ 1680 über dem hofseitigen Eingang des Herrenhauses sein Allianzwappen anbringen. Die Familie von Wilmersdorff war eines der ältesten Geschlechter in der Mark Brandenburg. Seine wichtigsten Besitzungen waren die Güter Buschow, Teltow, Markee, Schmargendorf und Schönow. Mit dem Tod von Leopold Heinrich von Wilmersdorff am 8. März 1802 erlosch die Familie im Namensstamm. Seine Schwestern heirateten in die Familien von Knoblauch und von Bredow, an die das Wilmersdorffsche Erbe überging.

Zu Beginn des 20. Jh. änderte sich das Äußere des Gebäudes letztmalig, indem es in stilistisch angepassten Formen verlängert wurde. Dabei blieb auch der bereits erwähnte spätgotische Raum mit Sterngewölbe und Terrakottareliefs als Konsolen im Gebäudeinneren erhalten. Er diente, wie in anderen Brandenburgischen Herrenhäusern des 16. und 17. Jh., als feuersicherer Ort mit der Funktion einer Schreibstube und Aufbewahrungsort für wichtige Urkunden.

Nur durch die umsichtige Restaurierung in den 80er Jahren des 20. Jh, konnten die vorherigen Bauschäden und Umbaumängel wieder rückgängig gemacht werden und das Haus in seiner historischen Grundstruktur wieder hergestellt werden.

Im Alten Pferdestall ist heute das Culinarium mit der Dauerausstellung zur Kulturgeschichte der Ernährung von 1850 bis in die Gegenwart eingerichtet.

Während das Herrenhaus die Bombardierungen im 2. Weltkrieg noch relativ gut überstanden hatte, gerieten die zumeist aus dem 19. Jh. stammenden Stall- und Wirtschaftsgebäude des Guts stark in Mitleidenschaft. Heute gehören die um 1830 errichtete Stellmacherei und ein Stallgebäude zu den denkmalgeschützen Gebäuden des Guts.


Das Allianzwappen von Cuno Johann von Wilmersdorff und Catharina Elisabeth von Hake am Herrenhaus der Domäne Dahlem

Allianzwappen von Cuno Johann von Wilmersdorff und Catharina Elisabeth von Hake

Cuno Johann (Hans) von Wilmersdorff wurde am 18. April 1638 in Berlin geboren und ist am 30. August 1720 gestorben. Er war der Sohn von Cuno von Wilmersdorff (1603-1637) und Anna Catharina von Stoislaff (1617-1651). Von 1653 bis 1657 studierte er Jura an der Universität in Frankfurt (Oder) und schlug anschließend eine militärische Laufbahn ein. So kämpfte er u.a. im Nordischen Krieg. Ab 1659 war er der Erbherr der bereits erwähnten Güter. Am 11. November 1660 verheiratete er sich mit Catharina Elisabeth von Hake. Catharina Elisabeth wurde am 9. Januar 1634 in Kleinmachnow geboren und ist am 28. September 1711 gestorben. Ihre Eltern waren Hans Jürgen von Hake (1583-1637) und Hedwig Maria von Schlabrendorff (1596-1664). Cuno Hans und Catharina Elisabeth hatten zwei Söhne und zehn Töchter. 1661 erwarb Cuno Hans das Gut Dahlem von Georg Adam von Pfuel, seinem Onkel. 1682 wurde er Kreiskommissar und 1701 erster Landrat des Teltowischen Kreises. Als König Friedrich I. zur Erweiterung seines Charlottenburger Lustgartens eine der Familie von Wilmersdorff gehörende Wiese benötigte, erhielt die Familie als Ausgleich dafür u.a. das Recht, bei Dahlem eine Windmühle zu erbauen. In der evangelischen St. Annen-Kirche in Dahlem sind die Grabtafeln beider ausgestellt. Das Gut Dahlem, wie auch die anderen Güter, übernahm nach seinem Tod sein jüngster Sohn Cuno von Wilmersdorff (1675–1745).

Um das Wappen rangt sich eine Legende, demnach das Wappen durch den König von Frankreich Ludwig IX. (1214-1270) einem Ritter aus dem Geschlecht der „Wilmerstorffer“ verliehen wurde, der ihn auf einen Kreuzzug begleitet hatte. Es zeigte einen mit einer Lilie verzierten Schild. Das Siegel Ludwigs IX. war die Lilie, das Zeichen der Bourbonen.

Das Allianzwappen setzt sich aus den beiden Familienwappen von Cuno Hans von Wilmersdorff (optisch links) und Catharina Elisabeth von Hake (optisch rechts) zusammen

Wappen von Wilmersdorff

Das Wappen wird im Siebmacher als von Silber und Blau quadriert mit drei (2, 1) gestellten Lilien in verwechselten Farben beschrieben. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken wachsend eine silberne Bracke mit goldenem Halsband.

Das Wappen wird im Siebmacher als in Silber (auch Gold) drei (2, 1) schwarze Haken beschrieben. Der gekrönte Helm mit schwarz-silbernen (goldenen) Decken trägt zwei gestürzte Haken und dazwischen einen silbernen oder goldenen Spieß.

Die Familie von Hake, auch Haake oder Hack wird ebenso zum alten Brandenburger Adel gezählt. Sie hatten nachweisliche ab 1325 Besitz in Lebus und ab 1355 in Tucheband bei Küstrin. 1597 wurde der Familie das brandenburgische Erbschenkenamt übertragen.


Das Wappen des ehe­maligen Berliner Bezirks Wilmers­dorf

Der aus dem Ort Wilmersdorf, ebenfalls ein ehemaliger Besitz der Familie von Wilmersdorff, herangewachsenen Stadt wurde 1906 das Stadtrecht und 1910 ein Wappen verliehen.

Das Wappen zeigt im blau-silbern gevierten Schild drei (2, 1) Lilien in verwechselten Farben, die beiden oberen je in Feld 1 und 2, die untere in Feld 3 und 4 auf dem Spalt.

Der Entwurf für das Stadtwappen bezog sich bewusst auf das der seit 1802 ausgestorben Familie von Wilmersdorff. Nach der Eingemeindung der Stadt Wilmersdorf 1920 nach Berlin wurde das Stadt- als Bezirkswappen weitergeführt. Zuletzt wurde dieses Wappen dem Bezirk am 3. Oktober 1955 durch Beschluss des Senats von Berlin (West) amtlich bestätigt. Nach der Fusion der beiden Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf 2001 zum neuen Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf entstand für diesen ein neues Bezirkswappen. Auch das neue Bezirkswappen von Charlottenburg-Wilmersdorf bezieht sich in Teilen auf das alte Wilmersdorfer Bezirkswappen, welches seitdem nur noch im Zuge der Traditionspflege gezeigt und verwendet wird.


Quellen:

  • Homepage der Domäne Dahlem, www.domaene-dahlem.de, abgerufen 29. Juli 2024
  • Wikipedia-Artikel „Domäne Dahlem“, abgerufen 29. Juli 2024
  • „Domäne Dahlem“, Denkmaldatenbank, Landesdenkmalamt Berlin, www.denkmaldatenbank.berlin.de, abgerufen 29. Juli 2024
  • Wilmersdorff, Cuno Hans von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd105110873X.html [01.08.2024].
  • Hainer Weißpflug: Wilmersdorff, Cuno Hans. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2005, ISBN 3-7759-0479-4 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  • „Der Fusionsbezirke Charlottenburg-Wilmersdorf“, auf Berliner Stadtbezirkswappen, www. berlinerwappen.de, abgerufen 2. August 2024.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 1: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute A-L, 1878.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 5. Abt.: Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg, 1880.
  • Stefan Breitling: Adelssitze zwischen Oder und Elbe 1400 – 1600, Reihe A: Forschungen – Band 10, Verlag der Deutschen Burgenvereinigung e.V., 2005.
  • Dehio – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Berlin, Hrsg. Dehio Vereinigung e.V., Deutscher Kunstverlag, 1994.
  • Gerd Heinrich: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Band 10: Berlin und Brandenburg, Verlag Kröner, 1985.
  • Michael Engel: Geschichte Dahlems, Verlag Spitz, 1984.
  • Hans-Jürgen Mende, Debora Paffen: Friedhof Dahlem-Dorf und St.-Annen-Kirchhof: Ein Friedhofsführer, Edition Luisenstadt, 2007.

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