Festung Dömitz, Stadt Dömitz, Landkreis Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern)
Die Festung Dömitz ist ein Zitadellenbau im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns und diente der Sicherung der mecklenburgischen Landesgrenze an der Elbe. Sie ist eine der bedeutendsten Flachlandfestungen aus der Zeit der Renaissance in Norddeutschland.
Adresse: An der Festung, 19303 Dömitz
Die Festung Dömitz
Dömitz ist ein alter Siedlungsort an der Elbe. Eine erste Erwähnung einer Burg stammte aus dem Jahr 1235. Aufgrund deren kreisrunder Form und ihrer Lage auf einer Elbinsel wird vermutet, dass bereits in slawischer Zeit hier eine Burg existierte. Diese Burg wurde 1353 geschliffen, da von ihr immer wieder Raubzüge in die Umgebung geführt wurden. Ab 1376 gehört Dömitz zum Fürstentum Mecklenburg.
Die Festung liegt an der Mündung eines Arms der Elde, der Dove Elde, in die Elbe. Sie wurde unter Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg zwischen 1559 und 1565 errichtet und war der wichtigste Standort zur Sicherung der mecklenburgischen Landesgrenze. Zudem ließ sich von hier aus der Schiffsverkehr auf der Elbe kontrollieren und die Zolleinnahmen im benachbarten Dömitz absichern.
Die Festung mit ihren fünf Bastionen passt sich ihrer Umgebung an und liegt flach in der Landschaft des rechten Elbeufers. Der pentagonförmige Bau ist von breiten Gräben umgeben, die jedoch nicht mit Wasser gefüllt sind. Das Areal wird einerseits von der Elbe und andererseits von der Dove Elde umschlossen. Der Zugang ist durch eine Zugbrücke gesichert. Das Haupttor wurde im Stil der niederländischen Spätrenaissance erbaut. Das dreigeschossige Kommandantenhaus aus Backstein ist das größte Einzelbauwerk innerhalb der Anlage. An dieses schließt sich der sogenannte Ostturm an. Alle fünf Bastionen, mit den Namen Kavalier, Held, Drache, Greif und Burg, besitzen Kasematten.
Die Gesamtanlage wurde durch den aus der norditalieneschen Stadt Berscia stammenden Festungsbaumeister Francesco a Bornau geplant, der u.a. auch die Wehranlagen des Schweriner Schlosses erbaut hatte. Bis auf das Kommandantenhaus wurden inzwischen alle von Francesco a Bornau im Festungsinneren errichteten Gebäude ersetzt.
Über der gewölbten Tordurchfahrt ist eine Inschrift angebracht: “JOHANNES ALBERTUS DUX MEGAPOL SIBI-SVISQVE COMMUNIVIT ANNO MDLXV“ (Johann Albrecht von Mecklenburg für sich und die Seinen erbaut 1565).
Ab 1705 wurde die Festung als Irrenanstalt und Landesstrafanstalt genutzt. Hier war von 1838 bis 1840 auch der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter (1810-1874) inhaftiert. Mitte des 19. Jh. erfolgte eine umfassende Renovierung der Festung. 1895 endete die militärische Nutzung der Festung. Seit 1953 ist hier das Stadtmuseum beheimatet. 1975 wurde die Festung Dömitz unter Denkmalschutz gestellt.
Die Wappen von Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg und Anna Sophie von Preußen
Über dem Hauptportal der Festung sind die Wappen von Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg und Anna Sophie von Preußen angebracht. Beide heirateten am 24. Februar 1555 in Wismar. Das Paar hatte drei Kinder: Albrecht (1556–1561), Johann (1558–1592), und Sigismund August (1560–1600). Johann wurde als Johann VII. der Nachfolger als Herzog von Mecklenburg-Schwerin.
Johann Albrecht I., Herzog zu Mecklenburg, wurde am 23. Dezember 1525 in Güstrow geboren und ist am 12. Februar 1576 in Schwerin gestorben. Er war der älteste Sohn von Albrecht VII. von Mecklenburg-Güstrow (1486–1547) und Anna von Brandenburg (1507–1567). Johann Albrecht war von 1547 bis 1556 regierender Herzog im Landesteil Mecklenburg-Güstrow und von 1556 bis 1576 im Landesteil Mecklenburg-Schwerin.
Das Wappen von Johann Albrecht wird wie folgt beschrieben: Der Schild ist geviert und mit einem Mittelschild belegt.
- Feld 1: In Gold ein golden-gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maule, ausgeschlagener roter Zunge, herabhängendem abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern (Herzogtum Mecklenburg).
- Feld 2: In Blau ein schreitender goldener Greif (Herrschaft Rostock).
- Feld 3: In Rot ein aus dem linken Obereck hervorkommender, weiblicher, unbekleideter, silberner Arm mit Puffärmel und abfliegendem goldenen Band, einen goldenen Ringe haltend (Herrschaft Stargard).
- Feld 4: In Gold ein schrägliegender, golden-gekrönter schwarzer Stierkopf mit ausgeschlagener roter Zunge und silbernen Hörnern (Fürstentum Wenden [Werle]).
- Der Mittelschild ist rot-golden geteilt (Grafschaft Schwerin).
Auf dem Schild drei Helme. Von rechts nach links: 1. Helm: Zwei golden-rot geteilte Büffelhörner (Grafschaft Schwerin); 2. Helm: Hinter fünf rot-schwarz-golden-blau-silbern tingierten „Palisaden“, vor einem Pfauenstoß ein ein golden-gekrönter schwarzer Stierkopf (Mecklenburg); 3. Helm: Ein rechts goldener und links blauer Adlerflug (Herrschaft Rostock).
Anna Sophie von Preußen, die einzige Tochter von Herzog Albrecht von Preußen (1490–1568) und Dorothea von Dänemark und Norwegen (1504–1547), wurde am 11. Juni 1527 in Königsberg geboren und verstarb am 6. Februar 1591 in Lübz. Den Namen von Preußen führte die Familie, seitdem Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach in seiner Funktion als letzter Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen diesen 1525 säkularisierte und so zum ersten Herzog von Preußen wurde. Das Herzogtum blieb aber weiterhin ein Lehen der polnischen Krone. Erst nach dem Tode des seines Sohnes Albrecht Friedrich von Preußen (1553-1618) kam das Herzogtum Preußen durch den bestehenden Erbvertrag, an die kurfürstlich-brandenburgische Linie der Hohenzollern.
Das Wappen von Anna Sophie wird wie folgt beschrieben: Der Schild ist zweimal gespalten und zweimal geteilt.
- Feld 1: In Silber ein roter Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Saxen (Markgrafen von Brandenburg)
- Feld 2: In Silber ein roter Greif (Herzogtum Pommern).
- Feld 3: In Blau ein links gewandter aufrecht schreitender gekrönter gold bewehrter roter Greif (Herzogtum Stettin).
- Feld 4: In Gold ein schwarzer Greif (Herzogtum Kassuben).
- Feld 5: In Silber ein schwarzer Adler, auf der Brust ein silbernes „S“ (Herzogtum Preußen).
- Feld 6: In Silber ein links gewandter aufrecht schreitender rot-grün gestreifter Greif (Herzogtum Wenden).
- Feld 7: Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein rot-gekrönter -bewehrter schwarzer doppelschwänziger Löwe (Burggrafschaft Nürnberg).
- Feld 8: Silbern-schwarz geviert (Stammwappen Hohenzollern).
- Feld 9: Geteilt von Gold über Blau; oben ein rot-gekrönter und -bewehrter schwarzer Löwe mit Doppelschweif, der aus dem im unteren Felde befindlichen, aus fünf roten Steinen gebildeten Stufengiebel hervorwächst (Fürstentum Rügen).
Auf dem Schild stehen drei Helme. Von rechts nach links belegt. 1. Helm: Ein goldener Pfauenstoß (Herzogtum Pommern); 2. Helm: ein schwarzer Adler (Herzogtum Preußen); Helm 3: ein schwarzer Adlerflügel mit goldenen Kleestengeln belegt und goldenen Lindenblättern bestreut (Markgrafschaft Brandenburg).
Die Wappenführung des preußischen Herzogswappens in dieser Variante ist bisher nur für Anna Sophia, ihren Vater Albrecht und ihren Halbbruder Albrecht Friedrich von Preußen belegt.
Das Wappen von Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin
Unter Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin erfolgte im 19. Jh. eine umfassende Renovierung der Festung. Friedrich Franz wurde am 28. Februar 1823 in Ludwigslust geboren und verstarb am 15. April 1883 in Schwerin. Von 1842 bis 1883 war er regierender Großherzog im Landesteil Mecklenburg-Schwerin. Sein Wappen hängt über den Eingängen, der durch ihn errichteten, bzw. renovierten Gebäude. Eine Metallplatte am Eingang zur Festung erinnert an die Erneuerung der Festung zwischen 1851 und 1865 .
Das mecklenburgische Wappen wurde in dieser Version seit dem Westfälischen Frieden 1648 geführt. Es galt so von 1701 bis 1918 in beiden mecklenburgischen Teilherzogtümern.
Der Schild ist gespalten und zweimal geteilt mit einem Mittelschild.
- Feld 1: In Gold ein golden-gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maule, ausgeschlagener roter Zunge, herabhängendem abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern (Herzogtum Mecklenburg).
- Feld 2: In Blau ein schreitender goldener Greif (Herrschaft Rostock).
- Feld 3: Im geteilten Schild, oben in Blau ein goldener Greif, unten Grün mit silberner Einfassung (Fürstentum Schwerin).
- Feld 4: In Rot ein golden-gekröntes silbernes Kreuz (Fürstentum Ratzeburg).
- Feld 5: In Rot ein aus dem linken Obereck hervorkommender, weiblicher, unbekleideter, silberner Arm mit Puffärmel und abfliegendem goldenen Band, einen goldenen Ringe haltend (Herrschaft Stargard).
- Feld 6: In Gold ein schrägliegender, golden-gekrönter schwarzer Stierkopf mit ausgeschlagener roter Zunge und silbernen Hörnern (Fürstentum Wenden [Werle]).
- Der Mittelschild ist rot-golden geteilt (Grafschaft Schwerin).
Auf dem Schild eine königliche Krone. Zum Wappen gehören noch zwei Schildhalter, rechts ein schwarzer Stier, links ein goldener Greif.
Die Herzöge von Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin führten Wappen und Titel gemeinschaftlich. Der Titel beider Herzöge lautet: „Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, Herr der Lande Rostock und Stargard.“ Seit 1815 nahmen sie Titel und Würde als Großherzog an.
Die Stadt Dömitz
Die erste Erwähnung der Stadt Dömitz ist für das Jahr 1259 belegt. Seit 1291 bestimmen immer wieder wechselnde Besitzer die Geschicke der Stadt, bis sie 1376 endgültig an die Herzöge von Mecklenburg fiel. Doch auch der neue Landesherr verpfändete Dömitz 1391 an die Familie von Bülow. Der Ausbau der Stadtbefestigung und der Bau der nahegelegen Festung brachten der Stadt wenig Glück in den kriegerischen Zeiten des 16. und 17. Jh. So wurde Dömitz während des Dreißigjährigen Krieges abwechselnd von Truppen der einen oder anderen Kriegspartei eingenommen und verwüstet.
Das Stadtwappen zeigt in Silber ein gezinntes rotes Stadttor mit geschlossenen silbernen Torflügeln, überragt von einem roten Zinnenturm mit beiderseits abgestrebter Platte. Das Wappen ist dem ältesten bekannten Stadtsiegel aus dem Jahr 1297 nachempfunden. Das Wappen wurde in seiner jetzigen Form letztmalig am 10. April 1858 durch Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin festgelegt. Es wurde 1996 unter der Nr. 55 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Quellen:
- „Festung & Museum“, Homepage der Gemeinde Dömitz, www.doemitz.de, abgerufen 22. Juli 2024
- Wikipedia-Artikel „Dömitz“, abgerufen 22. Juli 2024
- Wikipedia-Artikel „Festung Dömitz“, abgerufen 22. Juli 2024
- Wikipedia-Artikel „Johann Albrecht I. (Mecklenburg)“, abgerufen 22. Juli 2024
- Wikipedia-Artikel „Anna Sophie von Preußen“, abgerufen 22. Juli 2024
- Wikipedia-Artikel „Friedrich Franz II. (Mecklenburg)“, abgerufen 22. Juli 2024
- Wikipedia-Artikel „Fritz Reuter“, abgerufen 22. Juli 2024
- Schloss Ludwigslust auf Heraldik unterwegs, www.heraldik-unterwegs.berlinerwappen.de, abgerufen 22. Juli 2024
- Maximilian Gritzner: Das Brandenburgische Wappen. Geschichtliche Darstellung seiner Entwicklung seit dem Jahre 1315, Druckerei bei Julius Sittenfeld, Berlin 1895
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