Schloss Ludwigslust

Schloss Ludwigslust, Stadt Ludwigslust im Landkreis Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern)

Das klassizistische Schloss in der gleichnamigen Stadt Ludwigslust wurde ab 1772 im Auftrag Herzog Friedrichs errichtet und ist von einem Englischen Landschaftsgarten umgeben. Die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin residierten von 1764 bis 1837 in Ludwigslust.

Adresse: Schloss Ludwigslust, Schloßfreiheit, 19288 Ludwigslust

Das heutige Schloss wurde direkt neben seinem erst 1735 erbauten Vorgängerbau errichtet. Das alte Jagdschloss Klenow wurde nach Abschluss der Bauarbeiten wieder abgetragen. Die Gesamtanlage mit Schloss, Nebengebäuden, Park und der heutigen Stadtkirche wurde von Johann Friedrich Künnecke erdacht und durch den Architekten Johann Joachim Busch erweitert. Bereits Herzog Christian Ludwig II. gab seinem Jagdschloss den Namen Ludwigslust. Aus dem kleinen Dorf Klenow wurde eine planmäßig angelegte Stadt, der erst 1876 die Stadtrechte verliehen wurden. Herzog Friedrich übernahm in Erinnerung an seinen Vater den Namen Ludwigslust für die neu entstehende Residenz. Schnell erhielt sie den Spitznamen Versailles des Nordens. Mit seinen barocken und klassizistischen Gebäuden gehört Ludwigslust heute zu den bekanntesten und am besten erhaltenen Stadtanlagen des 18. und 19. Jh. in Europa. Der unter Denkmalschutz stehende historische Stadtkern wurde in den letzten Jahren umfangreich saniert.

Das neue Residenzschloss der mecklenburgischen Herzöge sollte vorrangig repräsentativen Zwecken dienen. Diese Pracht zeigt sich vor allem in dem über zwei Etagen reichenden und mit vergoldeten Dekorationen, Säulen, Spiegel, Kristalllüster und Parkettfußboden geschmückten Goldenen Saal im Schloss. Besonders interessant ist die Verwendung des sogenannten „Ludwigsluster Cartons“. Aus Kostengründen wurde auf die Verwendung teuren Marmors oder Granits verzichtet und stattdessen bemaltes Pappmaché verwendet.

Der Bauherr Friedrich von Mecklenburg-Schwerin hatte den Ruf eines naturwissenschaftlich interessierten Regenten. Er nahm selbst regen Anteil am Baugeschehen. So entwarf er das Figurenprogramm der Attika des Schlosses. Der E-förmige Bau mit einem dreigeschossigen Mittelbau und einachsigen äußeren Flügelbauten wurde im Kern aus Backstein erbaut, die Fassaden mit Sandsteinplatten aus dem Elbsandsteingebirge verkleidet. Die ausgehende Epoche des Barock ist vor allem noch in der Gesamtheit der Anlage zu erkennen. Das Schloss selbst weist bereits deutliche Züge des Klassizismus auf,  unter anderem erkennbar an  der breiten, geradlinigen Schlossplatzfassade.

Nach der Abdankung von Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin (1882-1945) am 14. November 1918 und der anschließenden Enteignung der Mecklenburgischen Großherzöge infolge der gesellschaftlichen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg kam die Familie, im Rahmen der Fürstenabfindung, recht schnell wieder in den Besitz des Schlosses. 1922 wurden erstmals einige der Innenräume für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Familie bewohnte das Gebäude noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Schloss überstand den Krieg ohne große Schäden. Mit der Bodenreform 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone wurde die Familie vollständig enteignet. Das Schloss wurde vom Landkreis übernommen und diente in der DDR-Zeit verschiedenen staatlichen Institutionen als Sitz.

Der erste Schlossherr Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin wurde am  9. November 1717 als erster Sohn von Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin (1683-1756) und Gustave Karoline von Mecklenburg-Strelitz (1694–1748) in Schwerin geboren. Am 2. März 1746 heiratete er Louise Friederike von Württemberg (1722-1791). Ihre Ehe blieb kinderlos. Mit dem Tod seines Vaters übernahm Friedrich am 30. Mai 1756 die Regierung im Herzogtum. Seine ersten Regierungsjahre wurden durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) bestimmt. Mehrfach zogen Kriegstruppen durch das Land, plünderten und verwüsteten es. Infolgedessen musste er bis 1762 nach Lübeck fliehen. Der Friedensvertrag zwang ihn, an Preußen hohe Entschädigungszahlungen zu leisten. Friedrich wird als frommer, sparsamer und gerechter Herrscher beschrieben. Während seiner Regentschaft förderte er den Ausbau des Schulwesens und den Aufbau von Tuchmanufakturen. Er reformierte auch das Rechtswesen und schaffte die Folter ab. Auf Grund seiner sparsamen Finanzpolitik gelang es ihm, die acht an das Kurfürstentum Hannover verpfändeten Ämter wieder einzulösen. 1764 verlegte er seine Residenz von Schwerin nach Ludwigslust. So wurde Ludwiglust bis 1837 der Mittelpunkt Mecklenburgs. Am 24. April 1785 verstarb Friedrich in Ludwigslust und wurde in der Schlosskirche begraben. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Friedrich Franz I. (1756-1837), Sohn seines Bruders Ludwig (1725-1778).

Rückseite des Schlosses Ludwigslust

Auf der Rückseite des Schlosses zeigt sich die E-förmige Struktur des Gebäudes. Der große Mittelbau wird von je einem äußeren Flügel eingerahmt. Die große Terrasse auf der Gartenseite bietet einem kleinen Café Platz. Von hier aus ergibt sich ein schöner Blick auf den idyllischen Park. An der Vorder- und Rückseite der Fassade des Mittelbaus ist das Wappen der Herzöge von Mecklenburg und darunter die Inschrift „Fridericus Dei Gratia Dux Megapolitanus Ædificium hoc ædificare incepit Anno Dominatus Sui Decimo Sexto Consummauit Anno Vicesimo“ (Friedrich, von Gottes Gnaden Herzog von Mecklenburg begann die Errichtung dieses Gebäudes im sechzehnten Jahr seiner Herrschaft und vollendete sie im zwanzigsten Jahr) angebracht.


Das Wappen der Mecklenburger Herzöge am Schloss Ludwigslust

Oben auf der Attika des Mittelbaus thront das Wappen der Herzöge von Mecklenburg

Das am Ludwigsluster Schloss angebrachte mecklenburgische Wappen wird in dieser Version seit dem Westfälischen Frieden 1648 geführt. Es galt so von 1701 bis 1918 in beiden mecklenburgischen Teilherzogtümern.

Der Schild ist gespalten und zweimal geteilt mit einem Mittelschild.
1. Herzogtum Mecklenburg: In Gold ein golden-gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maule, ausgeschlagener roter Zunge, herabhängendem abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern .
2. Herrschaft Rostock: In Blau ein schreitender goldener Greif.
3. Fürstentum Schwerin: Im geteilten Schild, oben in Blau ein goldener Greif, unten Grün mit silberner Einfassung.
4. Fürstentum Ratzeburg: In Rot ein golden-gekröntes silbernes Kreuz.
5. Herrschaft Stargard: In Rot ein aus dem linken Obereck hervorkommender, weiblicher, unbekleideter, silberner Arm mit Puffärmel und abfliegendem goldenen Band, einen goldenen Ringe haltend.
6. Fürstentum Wenden (Werle): In Gold ein schrägliegender, golden-gekrönter schwarzer Stierkopf mit ausgeschlagener roter Zunge und silbernen Hörnern.
7. Grafschaft Schwerin: Der Mittelschild ist rot-golden geteilt.
Auf dem Schild eine königliche Krone. Zum Wappen gehören noch zwei Schildhalter, rechts ein schwarzer Stier, links ein goldener Greif.

Die Herzöge von Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin führten Wappen und Titel gemeinschaftlich. Der Titel beider Herzöge lautet: „Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, Herr der Lande Rostock und Stargard.“ Seit 1815 nahmen sie Titel und Würde als Großherzog an.


Der Schlosspark Ludwigslust

Der Schlosspark ist der größte Park Mecklenburgs und wurde zunächst als Barockgarten angelegt. Seine Hauptwege führen strahlenförmig zum Schloss oder zur Stadt. Die Gliederung des Parks wurde durch verschiedene Wasserspiele und mehrere kleine architektonische Anziehungspunkte aufgelockert. Mitte des 19. Jh. wurde der Park nach Plänen von Peter Joseph Lenné in einen Englischen Landschaftspark mit alten Bäumen, Wasserspielen und großen Wiesen umgestaltet.


Das Wappen der Herzöge von Mecklenburg an der Wasserkaskade

Das sehenswerte Ensemble aus Schloss, Schlossplatz, Wasserkaskaden und -bassin versetzt den Besucher zurück in das späte 18. Jh. Das Figurenprogramm auf den Kaskaden des Bassins auf dem Schlossplatz wurde vom Bildhauer Rudolf Kaplunger entworfen. Die beiden Figuren links und rechts des Wappens der Großherzöge von Mecklenburg zeigen die Flussgötter der Rögnitz und der Stör. Für den kleinen See und die Kaskaden wurde ein 28 Kilometer langer Kanal angelegt, der die Schloss- und Parkanlage mit Wasser versorgte. Das Wappen entspricht dem oben bereits beschriebenen.


Die Stadtkirche Ludwigslust

Die Stadtkirche gehört zum baulichen Gesamtkonzept und bildet das architektonische Gegengewicht zum Schloss. Sie wurde als Hofkirche des Ludwigsluster Schlosses erbaut und steht rund 500 Meter südlich davon. Der Innenraum ist mit 16 hölzernen Säulen und einer Kassettendecke geschmückt. Auch hier wurde wieder Ludwigsluster Carton verwendet. Besonders sehenswert ist die große Altarwand mit dem Gemälde „Die Verkündigung der Hirten“ des Hofmalers Johann Dietrich Findorff.

In der Stadtkirche lassen sich weitere Wappen finden. So u.a. das Großherzogliche Wappen an der herzoglichen Loge und die Familienwappen auf einem Epitaph von 1582 für Gottschalk von Klenow († 1549) und seine Ehefrau Alheid von Bassewitz († 1553).


Quellen:

  • „Geschichte Ludwigslust“ auf www.ludwigslust.m-vp.de, abgerufen 30.März 2024.
  • Wikipedia-Artikel „Schloss Ludwigslust“, abgerufen 28. März 2024.
  • J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch. 1,1,1: Die Wappen der Souveraine der deutschen Bundesstaaten.
  • Ludwig Fromm, „Friedrich, Herzog von Mecklenburg-Schwerin“, Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 558.
  • „Willkommen auf Schloss Ludwigslust“ auf www.mv-schloesser.de, abgerufen 30. März 2024.
  • Wikipedia-Artikel „Stadtkirche Ludwigslust“, abgerufen 12. April 2024.
  • Georg Christian Friedrich Lisch: Die alte Kirche von Klenow (Ludwigslust), Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 39 (1874), S. 200.