Orangerie und Löwentor im Lustgarten Wernigerode

Orangerie im Lustgarten, Stadt Wernigerode, Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt)

Die Orangerie im Lustgarten der Stadt Wernigerode wurde ab 1728 von Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode errichtet. Er ließ den Lustgarten nach französischem Vorbild anlegen und schaffte dazu Orangenbäume und andere subtropische Gewächse an. Im Gebäude ist heute eine Abteilung des Landesarchivs Sachsen-Anhalt untergebracht, die Innenbesichtigung deshalb nicht möglich.

Adresse: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Lindenallee 21, 38855 Wernigerode

Die Orangerie im Lustgarten Wernigerode.

Das Allianzwappen von Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode und Sophie Charlotte Gräfin zu Leiningen-Westerburg

Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode wurde am 2. April 1691 in Gedern, einer Kleinstadt im heutigen hessischen Wetteraukreis, geboren und starb am 25. Oktober 1771 in Wernigerode. Seine Eltern waren Graf Ludwig Christian zu Stolberg (1652–1710) und die Herzogin Christine zu Mecklenburg (1663-1749), eine Tochter von Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. Christian Ernst erbte die Grafschaft Wernigerode 1710 von seinem Vater und regierte in Wernigerode bis zu seinem Tode. Er verlegte den Regierungssitz aus dem ca. 9 km entfernten Ilsenburg zurück nach Wernigerode und ließ in diesem Zusammenhang das Schloss renovieren und erweitern. 1714 musste Christian Ernst nach einem Vergleich die Oberhoheit Preußens über die Grafschaft Wernigerode anerkennen.

Schloss Wernigerode auf dem Agnesberg.

Am 31. März 1712 heiratete er Sophie Charlotte Gräfin zu Leiningen-Westerburg. Sie war die Tochter von Johann Anton Graf zu Leiningen-Westerburg in Schadeck und Christine Luise Gräfin zu Sayn-Wittgenstein-Vallendar. Sophie Charlotte wurde am 22. Februar 1695 in Wetzlar geboren und starb am 10. Dezember 1762 in Wernigerode. Ihr Vater war Präsident des Reichskammergerichts in Wetzlar, starb jedoch bereits 1698, sodass sie durch den zweiten Mann ihrer Mutter, den Hofprediger und späteren gräflich-stolbergschen Bergrat Jakob Bierbrauer,  in Geldern aufgezogen wurde.

Ernst Christian und Sophie Charlotte hatten zwölf Kinder, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten:

  • Luise Christiane (1713–1796) wurde 1755 Äbtissin des Benediktinerinnen-Klosters Drübeck
  • Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode (1716–1778) heiratete in 1. Ehe Marie Elisabeth von Promnitz (1717–1741) und in 2. Ehe Christiane Anna von Anhalt-Köthen (1726–1790)
  • Ferdinande Adriane (1718–1787) heiratete Graf Ludwig Friedrich zu Castell-Remlingen (1707–1772)
  • Christiane Eleonore (1723–1786) heiratete Adolf Christian Burggraf zu Dohna-Lauck (1718–1780)

Das Allianzwappen mit den vereinten Schilden der Familienwappen von Christian Ernst (optisch links) und Sophie Charlotte (optisch rechts) ist an der Orangerie über den Eingang zum Lustgarten angebracht.

Wappen der Grafen von Stolberg-Wernigerode

Das Stammwappen der stolbergschen Grafen ist in Gold ein schreitender schwarzer Hirsch. Auf dem Helm ein silbernes Schirmbrett mit Pfauenspiegeln besteckt. Nach dem Zuspruch der Grafschaft Wernigerode Mitte des 15. Jh. führten die Grafen von Stolberg ein geviertes Wappen: in 1 und 4 das stolbergsche Stammwappen, in 2 und 3 das Wappen der Grafen von Wernigerode (In Silber zwei rote Fische (Forellen) nebeneinander). Nach dem Tod von Eberhard IV. von Eppstein am 25. Mai 1535 ging auch die Grafschaft Königstein,  Eppstein und Münzenberg an die Grafen von Stolberg über und wurde Teil des gräflichen Wappens. Für Königstein kam ein goldenes Feld mit einem schwarzen Löwen hinzu. Für die Grafschaften Eppstein und Münzenberg wurden weitere Felder hinzugefügt: Geteilt, oben silbern-rot fünf-, bzw. auch sechsfach gesparrt (Epstein), unten rot-golden geteilt (Münzenberg). Des Weiteren kamen ein goldenes Feld mit einem roten Adler für die französische Grafschaft Rochefort, ein geteiltes Feld für die Mark (in Gold ein rot-silbern geschachter Balken) und unten Agimont (sieben-, bzw. auch neun- oder zehnfach golden-rot geteilt) hinzu, letzteres wie Rochefort ebenso ein Teil des königsteinsches Erbes. Kaiser Karl V. bestätigte den Stolbergern mit Wappenbrief vom 17. Mai 1548 das entsprechende Wappen. Letzter heraldischer Erwerb waren die Felder der Grafschaft Hohnstein. Deren Grafen sind Mitte des 16. Jh. erbenlos geblieben und so wurde das Gebiet den Stolbergern und Schwarzenburgern zugesprochen, jedoch ein Großteil des Gebietes durch den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel militärisch besetzt. Kaiser Rudolf II. sprach 1597 den Stolbergern und Schwarzenburgern die Aufnahme der Hohnsteinschen Wappenfeldern in ihre Wappen zu, sodass die Felder für Hohnstein (silbern-rot geschacht), Lauterberg (In Rot drei goldene Balken, überhöht von einem einwärts schreitenden goldenen Löwen mit roter Zunge und Bewehrung) und Klettberg (In Silber ein schreitender schwarzer Hirsch) im stolbergschen Wappen neu hinzukamen. Der anhaltende Streit mit den Braunschweigern wurde erst 1632 durch einen Kompromiss beendet.

Somit führten die Grafen von Stolberg seit Ende des 16. Jh. einen gespaltenen Schild, vorn die Wappenfelder für Stolberg, Königstein, Rochefort, Wernigerode, Eppstein, Münzenberg, Agimont und Mark, hinten die Wappenfelder für Klettenberg, Hohnstein und Lauterberg. Vermutlich um den Stolbergschen Wappenfeldern mehr Platz und Geltung zu verschaffen, wurden später die fünf heraldischen Spalten (oder Pfähle) gleichmäßig auf die gesamte Schildbreite verteilt. Dies hatte zur Folge, dass die Hohnsteinschen Wappenfelder stark gestaucht wurden. Diese verschobene Aufteilung ist erstmals in der Mitte des 18 Jh. nachweisbar.

Die Beschreibung des Schildes lautet: Vierfach gespalten, der vorderste Pfahl von oben nach untern, 1: In Gold schreitender schwarzer Hirsch (Stolberg), 2, 3 und 4 zusammengezogen: In Silber zwei gegeneinander gestellte gekrönte rote Forellen (Wernigerode); der zweite Pfahl von oben nach untern, 1: In Gold ein schwarzer Löwe (Königstein), 2: sechsfach silber-rot sparrenweise geteilt (Eppstein), 3 und 4: zusammengezogen: Rot-golden geteilt (Münzenberg); der dritte Pfahl von oben nach untern, 1: In Gold ein roter Adler (Rochefort), 2: In Gold ein zu drei Reihen rot-silbern geschachter Balken (Mark), 3 und 4 zusammengezogen: Zehnfach golden-rot geteilt (Agimont); die Pfähle 4 und 5 zusammengezogen: quadriert mit Mittelschild, 1 und 4: silbern-rot geschacht (Hohnstein), 2 und 3: geteilt, oben in Rot ein goldener Löwe, unten sechsfach golden-rot geteilt (Lauterberg); im Mittelschild: In Silber ein schreitender schwarzer Hirsch (Klettberg).

Dazu gehören drei hier nicht abgebildete Helme (die Abbildung zeigt einen Wappenmantel mit Fürstenhut), 1: gekrönt, mit schwarz-golden Decken, vor einem Pfauenstoß zwei silberne Straußenfedern (Stolberg); 2: mit rot-silbernen Decken eine mit Hermelin ausgeschlagene, oben mit goldenem Knopf besetzte runde rote Mütze zwischen einem silbernen und roten Hirschgeweih, dazwischen ein Pfauenstoß (Eppstein und Hohnstein); 3: gekrönt, mit rot-golden Decken ein mit einem roten Adler belegter Pfauenstoß (Rochefort und Lauterberg).


Wappen der Grafen von Leiningen-Westerburg

Das Wappen der Grafen von Leiningen-Westerburg aus der Linie Leiningen-Schaumburg zeigt in 1 und 4 das Stammwappen der von Leiningen, in 2 und 3 das Stammwappen von Westerburg. Der Herzschild bezieht sich auf das Wappen der Herrschaft Schaumburg (auch Schauenburg) im heutigen hessischen Rhein-Lahn-Kreis. Die aus dem Westerwald stammende Familie von Westerburg, Nachfahren des Dynastengeschlechts der Herren von Runkel, erbte 1470 die Grafschaft Leiningen. Nachdem dies 1475 per kaiserlichem Diplom bestätigt wurde, durften die Westerburg sich auch offiziell Grafen zu Leiningen und Landgrafen im Elsass nennen und nahmen das Leiningsche Wappenfeld an erster – der vornehmsten – Stelle in ihr Wappen auf. Das nach verschiedenen Erbteilungen stark zerstückelte Schaumburger Territorium, nicht zu verwechseln mit dem Gebiet Schaumburg an der Lippe, konnten die Westerburg bis zum 15. Jh. wieder vereinen und nahmen in Folge auch dieses Wappen als Herzschild und dritten Helm in ihr Wappen auf. Ab 1557 residierte auf Schloss Schaumburg die Linie Leiningen-Westerburg-Schaumburg. Auch wenn die Leiningen-Westerburgs 1656 Burg und Herrschaft verkauften, so behielten sie Schaumburg auch weiterhin im Wappen und Namen.

Die Beschreibung des Schildes lautet: Geviert mit Herzschild, darin in Gold ein blaues Kreuz (Schaumburg), 1 und 4: in Blau unter einem dreilätzigen roten Turnierkragen drei (2,1) silberne Adler (Leiningen); 2 und 3: in Rot ein von je fünf (2,1,2) silbernen Kreuzchen bewinkeltes goldenes Kreuz (Westerburg).

Dazu gehören drei Helme, Links: mit blau-silbernen Decken ein grüner Fruchtbaum mit silbernen Blüten (Leiningen); Mitte: mit rot-goldenen Decken ein roter Flug, beiderseits mit fünf (2,1,2) goldenen Kreuzchen belegt (Westerburg); Rechts: mit rot-goldenen Decken ein Pfauenstoß (Schaumburg, es fehlen die Büffelhörner und die Decken wäre als blau-golden auch richtiger).



Die Rückseite des Orangeriegebäudes. Hier ist die Verwendung des Rogensteins, eines harten und schwer zu bearbeitenden Kalksteins, als Baustoff gut zu erkennen.
Das 1877 seitlich angebaute „Palmenhaus“ wurde bei einem Bombenangriff 1944 schwer beschädigt.

Das Löwentor – Eingang zum Lustgarten

Zum Wernigeroder Schloss hin bildet das Löwentor den Eingang zum Lustgarten. Namensgebend sind die beiden Löwen auf Torpfeilern, die die Wappen des oben bereits besprochenen Regentenpaares halten.

Die Parkanlage liegt zwischen dem Schloss und dem Stadtkern von Wernigerode. Ab 1820 wurde der Park in einen englischen Landschaftspark umgestaltet. Ab den 1930iger Jahren des 20. Jh. erwarb die Stadt Wernigerode weite Teile des Geländes. Der im 2. Weltkrieg stak in Mitleidenschaft gezogene Lustgarten wurde in den 1950er Jahren umfangreich saniert.

Eine Steinmauer umschließt den Lustgarten.


Quellen

  • Bernhard Peter, „Die Wappen des gräflichen und fürstlichen Hauses Stolberg“, www.welt-der-wappen.de/Heraldik/stolberg.htm
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 2 (Blühender Adel deutscher Landschaften), 7. Abt.: Die Wappen des Nassauer Adels, Nürnberg 1858.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 2 (Blühender Adel deutscher Landschaften), 3. Abt.: Der Adel des Königreichs Sachsen, Nürnberg 1857.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 3. Abt., 2. T.: Die erlauchten Grafengeschlechter in Deutschland, Nürnberg 1878.
  • Wikipedia-Artikel „Schloss Schaumburg“, abgerufen 22. September 2023.
  • Wikipedia-Artikel „Stammliste des Hauses Runkel“, abgerufen 22. September 2023.
  • Wikipedia-Artikel „Leiningen (Adelsgeschlecht)“, abgerufen 22. September 2023.