Herrenhaus Vietznitz im Ländchen Friesack

Vietznitz, Gemeinde Wiesenaue, Landkreis Havelland

Vietznitz, ein Ortsteil der Gemeinde Wiesenaue im Landkreis Havelland, liegt im Ländchen Friesack, einem Höhenrücken zwischen dem Rhinluch und dem Havelländischen Luch.

Adresse: Rittergut Vietznitz, Ringstraße 28, 14662 Wiesenaue

Das Herrenhaus in Vietznitz.

Der Ort wurde 1365 erstmals urkundlich erwähnt.  Die v. Bredow haben lange Zeit auf dem Rittergut Vietznitz gesessen und dort im 19. Jh. das Herrenhaus im neogotischen Stil errichtet. 1907/8 erfolgte ein Umbau. Das Gebäude existiert nicht mehr in seiner ursprünglich erbauten Form und ist stark beschädigt. Rechts am Gebäude gab es einen Turmaufsatz. Weiterhin fehlen neben dem Turm die Anbauten an der rechten Seite. Auch die weiteren Nebengebäude stehen nicht mehr. Der Rest des Gebäudes wurde zuletzt als Wohnhaus genutzt. Derzeit scheint das Gebäude nicht genutzt zu sein.

Die v. Bredow sind ein uradliges Geschlecht, die im mecklenburgischen, brandenburgischen, sächsischen und anhaltinischen Adel vorkommen. Die Familie soll Ihren Ursprung in der niederländischen Stadt Brena haben und ist höchstwahrscheinlich zur Zeit der Wendenkreuzzüge ins Havelland gekommen. Das Gut Bredow im gleichnamigen osthavelländischen Ort ist nachweislich seit 1251 der Stammsitz der Familie. Die v. Bredow hatten sich zunächst in einen Havelländischen und in einen Barnimschen Zweig gespalten. Der Barnimsche Zweig erlosch im Mannesstamm nach nur 200 Jahren. Der Havelländische Zweig wurde zur Stammlinie aller weiteren Familienlinien bis heute. (4) (5)

Dieser Havelländische Zweig teilte sich zunächst in drei Stammlinien:

  1. die Friesacker Linie,
  2. die Kremmener Linie, die bereits im Mannesstamm erloschen ist,
  3. die Bredower Linie.

Die für das Gut Vietznitz relevante Linie gehört zur Friesacker Stammlinie.

Die v. Bredows haben in ihrer Familiengeschichte mehrere Standeserhöhungen erlebt. Der Klessener Zweig der Friesacker Stammlinie konnte unter Friedrich Ludwig Wilhelm v. Bredow (1763 – 1820) durch Erbschaft umfangreichen Grundbesitz, darunter auch das Gut Vietznitz, zusammenführen. Dies war eine Voraussetzung, um eine Standeserhöhung in den Grafenstand beim preußischen König Friedrich Wilhelm III. zu erreichen. Diese erfolgte am 6. Juli 1798. Das Gräfliche Wappen verbindet Elemente des Bredow’schen Stammwappens, in Silber eine rote Sturmleiter, mit dem Wappen der Familie von Perkentin (auch Parkentin oder Berkentin), in Gold eine rote querliegende linkshin gewendete Spitze.(7) Das Wappen wurde anscheinend durch den Grafen selbst vorgeschlagen, es handelt sich um das Allianzwappen seiner Großeltern, dem Kammerherrn Gebhard Ludwig Friedrich v. Bredow und dessen Ehefrau Luise v. Perkentin. Die Eltern von Friedrich Ludwig Wilhelm v. Bredow waren der königlich-preußische Leutnant Georg Friedrich Ulrich v. Bredow (1725 – 1777) und Florine Juliane Friederike v. Briest (1737 – 1808). Friedrich Ludwig Wilhelm v. Bredow vermählte sich 15. Januar 1785 in Görne mit Christine Luise Marie Karoline Elisabeth v. Otterstedt (1764 – 1820). Aus dieser Beziehung gingen 9 Söhne und 8 Töchter hervor, so dass sich das gegrafte Haus Klessen nun in mehrere sogenannte Gräfliche Zweige aufteilte:

  1. Der Gräfliche Zweig I beginnt mit Philip Friedrich Karl v. Bredow (1787 – 1851) und ist wohl 1966 im Mannesstamm erloschen.
  2. Der gräfliche Zweig II, gen. Haus Görne, beginnt mit Friedrich Gebhard Heinrich Ludwig v. Bredow (1789 – 1864) und ist seit 1988 im Mannesstamm erloschen.
  3. Der gräfliche Zweig III, gen. Haus Friesack, beginnt mit Karl Georg Gebhard Friedrich v. Bredow (1791 – 1864) und ist seit 1944 im Mannesstamm erloschen.
  4. Der gräfliche Zweig IV beginnt mit Gebhard Friedrich Wilhelm (1793 – 1866, Nr. 190) und ist seit 1902 im Mannesstamm erloschen.
  5. Der gräfliche Zweig V, gen. Haus Klessen, beginnt mit Ferdinand Friedrich Karl v. Bredow (1795 – 1857).
  6. Der gräfliche Zweig VI, gen. Haus Liepe, beginnt mit Ludwig Friedrich Wilhelm 1790 – 1852) und ist seit 1886 im Mannesstamm 1886 erloschen.

Es folgte weitere Aufteilungen des Besitzes und die Entstehung weiterer Linien. Durch mehrfache Heirat innerhalb der Familie wechselten auch die Erbansprüche zwischen den Linien.

Unter Friedrich Ludwig Wilhelm v. Bredow (1763 – 1820) war der Besitz des Gutes Vietznitz noch ungeteilt. Mitte des 19. Jh. hatte die v. Bredows immer noch umfangreiche Besitzungen in der Region. Zu dieser Zeit teilten sich innerhalb der Friesacker Stammlinie die gräfliche Linie der v. Bredow und das Haus Wagnitz der v. Bredow das Gut Vietznitz.(2)

Carl Ludwig Friedrich Wilhelm v. Bredow zu Wagenitz (1777 – 1845) aus der Friesacker Stammlinie wurde am 7. Januar 1840 durch den Preußischen König Friedrich Wilhelm III in den Freiherrenstand erhoben. Er wählte ein Wappen, dem das reichsgräfliche zu Grunde lag.

Das am Haus in Vietznitz angebrachte Wappen zeigt dieses 1840 verliehene Wappen der freiherrlichen Linie der Familie v. Bredow.

1936 endete die Ähra der v. Bredow in Vietznitz. Das Gut musste aus wirtschaftlichen Gründen verkauft werden.

Das Wappen der Familie von Bredow an der Außenwand des Herrenhauses in Vietznitz.
Das Stammwappen der v. Bredow: In Silber ein aufrechter roter Steickhaken. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Ziegenbock mit goldenen Hörnern. (6)
Das Wappen der Reichsgräflichen Linie von 1746: Quadriert mit schwarzem Herzschild, darin auf goldenbequastem roten Kissen die deutsche Kaiserkrone, begleitet oben von den goldenen Buchstaben C und M, 1 und 4 in Silber ein roter Sturmhaken mit 3 goldenen Sprossen, 2 und 3 in Blau aus der äußeren Feldecke hervorkommender roter Zinnenturm, auf welchem ein einwärts springender Bock mit goldener Krone und goldenen Hörnern. Drei Helme: I. Doppeltgeschwänzter gekrönter silberner Löwe mit dem Sturmhaken in den Pranken aus der Krone wachsend, Decken: blau-silbern; II. gekrönter schwarzer Adler auf der Krone, Decken: blau-silbern und rot-silbern; III. der Bock aus der Krone wachsend, Decken: rot-silbern.
Das Wappen der Gräfliche Linie von 1798: Golden bordiert und geviert, 1 und 4 in Silber ein roter Steigbaum (das Stammwappen), 2 und 3 in Silber eine nach dem inneren Rand gekehrte goldene Spitze. Auf dem Helm ein wachsender silberner Steinbock mit goldenen Waffen. Decken: rot-silbern.
Wappen der v. Bredow aus dem Siebmacher.
Das Wappen der Freiherrlichen Linie von 1840: Geviert, 1. und 4. in Silber ein roter Steigbaum (das Stammwappen), 2. und 3. in Blau ein aus einem roten Zinnenturm wachsender gekrönter silberner Bock. Zwei Helme: I. ein gekrönter silberner Löwe, den Steigbaum haltend, II. wachsend ein rot- (oder auch golden-) bewehrter silberner Bock. (1)
Quellen:
  • (1) „J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, Der Adel im Königreich Preußen: Grafen und Freiherren“, Nürnberg 1857, Dr. Otto Titan von Hefner, Verlag Bauer & Raspe, 1857
  • (2) „Neues Preussisches Adels-Lexicon. Band 1“, Leopold von Zedlitz-Neukirch, Gebrüder Reichenbach, Leipzig, 1836.
  • (3) „Die genealogische Systematik der Gräflichen Zweige der Familie von Bredow nach der Standeserhöhung des Klessener Hauses von 1798“, D. von Bredow-Senzke, www.von-bredow-familiengeschichte.de, abgerufen 21.1.2021
  • (4) „Die Wappen der Familie von Bredow“, D. von Bredow-Senzke, www.von-bredow-familiengeschichte.de, abgerufen 21.1.2021
  • (5) Wikipedia-Artikel „Bredow (Adelsgeschlecht)“, abgerufen 21.1.2021
  • (6) „J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, Ausgestorbener Anhaltischer Adel“, George Adalbert Mülverstedt, Verlag Bauer & Raspe, 1905
  • (7) „J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, Ausgestorbener Meklenburgischer Adel, George Adalbert Mülverstedt, Verlag Bauer & Raspe, 1902