Kammergericht, Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Berlin
Das Gerichtsgebäude im Kleistpark in der ehemaligen Schöneberger Vorstadt ist der Sitz des Berliner Kammergerichts und wurde im September 1913 bezogen.
Adresse: Elßholzstraße 30-33, 10781 Berlin
Der brandenburgische Kurfürst Friedrich II. gründete Mitte des 15. Jahrhunderts das Hof-Kammergericht. Das Gericht gilt somit als das älteste noch arbeitende Gericht Deutschlands. Ab 1735 diente das neu erbaute Kollegienhaus als Dienstgebäude für das Kammergericht, bis 1913 das neue Gebäude am ehemaligen Königlichen Botanischen Garten errichtet wurde. Das Haus steht seit 1993 unter Denkmalschutz.
Die Schöneberger Vorstadt war seit der Stadterweiterung von 1861 ein Stadtteil von Berlin. Mit Bildung von Groß-Berlin 1920 wurde die Schöneberger Vorstadt ein Teil des Bezirks Tiergarten. 1938 erfolgte eine Anpassung der Berliner Bezirksgrenzen und das Gebiet südlich der Kurfürstenstraße gehörte seit dem zum Bezirk Schöneberg (seit 2001 Tempelhof-Schöneberg).
Das Kammergerichtsgebäude
Das Gebäude wurde aus Sandstein und Basaltlava errichtet. Den Grundriss bilden drei durch Querflügel verbundene parallel verlaufenden Längsflügel. Das Gebäude wird von einem hohen Walmdach bedeckt. Der Eingang kann über die Elßholzstraße oder den Park erfolgen. Die Fassade zur Parkseite mit dem Hauptportal ist auf die während der Bauzeit des Hauses von der Königsstraße, heute Rathausstraße in Berlin-Mitte, in den Botanischen Park umgesetzten Königskolonnaden ausgerichtet. Im Dreiecksgiebel des detailreich dekorierten Mittel-Risalits ist das Große Wappen Preußens angebracht. Bis zu einem Bombenangriff 1945 erhob sich über dem Ostflügel ein achteckiger Turm. Beim Wiederaufbau des Gebäudes wurde dieser aus Kostengründen nicht mehr berücksichtigt.
Wappen von Kaiser Wilhelm II. als preußischer König
Großes Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen. Das Große und das Mittlere Königliche Wappen mit dem Königlichen Titel des Königs von Preußen wurden zuletzt durch die Abänderung des „Allerhöchsten Erlass vom 11. Januar 1864“ am 16. August 1873 neu festgelegt. Durch die ovale Wappenkartusche sind die äußeren Felder nicht vollständig zu sehen.
- oberes Mittelschild: Markgrafentum Brandenburg (In Silber ein golden-bewehrter, rot-gezungter roter Adler, der mit dem Kurhut geschmückt ist, in der rechten Klaue ein goldenes Zepter, in der linken ein golden-gegrifftes Schwert haltend, die Flügel mit goldenen Kleestängeln besteckt und auf der Brust ein Herzschild, worin in Blau ein aufrecht gestelltes goldenes Zepter.)
- mittleres Mittelschild: Königreich Preußen (In Silber ein golden-gekrönt und -bewehrter, rot-gezungter schwarzer Adler, in der rechten Klaue ein goldenes Zepter, in der linken einen blauen, golden-bereiften und -bekreuzten Reichsapfel haltend, die Flügel sind mit goldenen Kleestängeln besteckt, auf der Brust des Adlers die Initialen „FR„).
- unteres Mittelschild: Burggrafentum Nürnberg und Grafschaft Hohenzollern (Geteilt, oben in Gold ein silbern-rot zwölffach gestückter Bord ein aufgerichteter, rot-bewehrter, -gezungter und -gekrönter schwarzer Löwe mit Doppelschweif, unten silbern-schwarz geviert.)
- Zeile, von optisch links nach rechts:
- Herzogtum Westphalen (In Rot ein steigendes silbernes Ross.)
- Großherzogtum Posen (In Silber der preußische Adler, wie oben beschrieben, auf der Brust ein mit einer Krone bedecktes rotes Herzschild, darin ein golden-bewehrter, -gekrönter und rot-gezungter silbernen Adler.)
- Herzogtum Schlesien (In Gold ein golden-bewehrter, rot-gezungter und mit einer Krone bedeckter schwarzer Adler, auf der Brust eine liegende silberne Mondsichel, zwischen den Spitzen wachsend ein silbernes Kreuzchen.)
- Großherzogtum Niederrhein (In Silber der preußische Adler, auf der Brust ein grüner mit einem silbernen Wellenbalken belegter Schild, auf dem eine Krone ruht.)
- Herzogtum Sachsen (In einem von Gold und Schwarz zehnmal quergestreiften Felde ein schräg rechts liegender grüner Rautenkranz.)
- Herzogtum Engern (In Silber drei (2,1) rote Schröterhörner.)
2. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Herzogtum Magdeburg (Rot-silbern geteilt.)
- Herzogtum Holstein (In Rot ein silbern-rot geteiltes Schild, welches an den beiden oberen Ecken und am unteren Rand von je einem silbernen, mit der Spitze einwärts gekehrten Nagel, oben und an den Seiten von je einem silbernen Nesselblatt begleitet.)
- Herzogtum Pommern (In Silber ein golden-bewehrter, rot-gezungter roter Greif.)
- Herzogtum Lüneburg (In Gold mit roten Herzen bestreuten ein rot-gezungter blauer Löwe.)
- Herzogtum Schleswig (In Silber übereinander zwei rot-gezungte blaue Löwen.)
- Herzogtum Bremen (In Rot zwei schräggekreuzte und mit den Bärten auswärts gekehrte silberne Schlüssel, zwischen denen im oberen Winkel sich ein silbernes Stabkreuz erhebt.)
3. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Herzogtum Wenden (In Silber ein sechsmal schräglinks rot-grün gestreifter Greif.)
- Herzogtum Jülich (In Gold ein rot-gezungter schwarzer Löwe.)
- Herzogtum Geldern (Im Blau ein rot-gezungter und -gekrönter goldener Löwe.)
- Herzogtum Cleve (In Rot ein silbernes Schild aus welchem vier gekreutzte und vier schräggekreuzte goldene Lilienstäbe -Glevenrad- herkommen.)
- Herzogtum Berg (In Silber ein blau-bewehrter, -gezungter und -gekrönter roter Löwe.)
- Herzogtum Cassuben (In Gold ein rot-gezungter schwarzer Greif.)
4. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Landgrafschaft Hessen (In Blau ein achtmal silbern-rot gestreifter, golden-bewehrter, rot-gezungter und -gekrönter Löwe.)
- Herzogtum Mecklenburg (In Gold ein vorwärts gekehrter, abgerissener, schwarzer Büffelkopf mit roter Zunge, silbernen Hörnern, silbernem Nasenringe und roter Krone.)
- Herzogtum Crossen (In Gold ein golden-bewehrter, rot-gezungter schwarzer Adler, auf dessen Brust eine liegende silberne Mondsichel.)
- Herzogtum Lauenburg (In Rot mit einem zwölffach silbern-schwarz gestückten Bord ein silberner Pferdekopf.)
- Landgrafschaft Thüringen (In Blau ein achtmal silbern-rot gestreifter, golden-bewehrter, rot-gezungter und gekrönter Löwe.)
- Markgrafentum Oberlausitz (In Blau eine goldene Mauer mit drei Zinnen.)
5. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Fürstentum Paderborn (vorderes Feld) und Grafschaft Pyrmont (hinteres Feld) (Gespalten: vorn in Rot ein goldenes Kreuz; hinten in Silber ein rotes Ankerkreuz.)
- Fürstentum Rügen (Geteilt: oben in Gold ein rot-bewehrter, -gezungter und -gekrönter schwarzer Löwe mit Doppelschweif; unten in Blau fünf doppelseitig aufsteigende rote Stufen.)
- Markgrafentum Niederlausitz (In Silber ein schreitender roter Stier.)
- Fürstentum Oranien (In Gold ein linksgekehrtes, blaues Jagdhorn mit goldenen Beschlägen und rotem Band.)
- Fürstentum Ostfriesland (In Schwarz ein gekrönter goldener Jungfrauenadler, oben und unten von je zwei goldenen Sternen begleitet.)
- Fürstentum Halberstadt (Silbern-rot gespalten.)
6. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Fürstentum Verden (In Silber ein fußgespitzes schwarzes Nagelkreuz.)
- Fürstentum Osnabrück (In Silber ein rotes Wagenrad.)
- Fürstentum Münster (In Blau ein goldener Balken.)
- Fürstentum Minden (In Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel mit auswärts gekehrten Bärten.)
- Fürstentum Hildesheim (Rot-golden gespalten.)
- Fürstentum Cammin (In Rot ein silbernes Ankerkreuz.)
7. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Grafschaft Glatz (In Rot zwei goldene Schräglinksbalken.)
- Fürstentum Mörs (Im goldenen Felde ein schwarzer Querbalken.)
- Fürstentum Fulda (Im silbernen Felde ein schwarzes Kreuz.)
- Fürstentum Nassau (In Blau mit rautenförmigen goldenen Schindeln bestreut ein rot-gezungter, gekrönter goldener Löwe.)
- Grafschaft Henneberg (In Gold auf grünem Hügel eine schwarze Henne mit rotem Kamm und Lappen und mit goldenen Klauen.)
- Grafschaften Mark (vorderes Feld) und Ravensberg (hinteres Feld) (Gespalten: Vorn in Gold ein von rot-silbern dreireihig geschachter Balken; hinten in Silber drei rote Sparren.)
8. Zeile, von optisch links nach rechts:
- Grafschaft Veringen (In Gold drei übereinander liegende blaue Geweihstangen.) Eigentlich sind die Hirschgeweihstangen rot. Die blauen gehören in das Wappen der mit den Grafen von Veringen verwandten Grafen von Nellenburg.
- Grafschaft Mansfeld (In Silber sechs zweireihig aufgestellte rote Rauten.)
- Grafschaft Hohenstein (Rot-silbern dreimal vierreihig geschacht.)
- Grafschaften Tecklenburg (vorderes Feld) und Lingen (hinteres Feld) (Gespalten, vorn in Silber drei (2,1) rote Herzen; hinten in Blau ein goldener gesenkter Anker.
- Grafschaft Sigmaringen (In Blau auf grünem Dreiberg ein schreitender goldener Hirsch.)
- Herrschaft zu Frankfurt a. M. (In Rot ein gold-bewehrter und rot-gezungter silberner Adler.)
9. Im Schildfuß das rote Regalien-Feld.
Königskolonnaden
Der preußische König Friedrich II. (1712 – 1786) ließ 1777 die alte hölzerne Georgenbrücke ersetzen. Die neue Brücke über den Festungsgraben erhielt, nach der über sie führenden Königstraße, den Namen Königsbrücke. Stadteinwärts wurden an diese beiderseits offene Kolonnaden angebaut. Die Königskolonnaden wurden nach Plänen von Carl von Gontard (1713 – 1791) erbaut. Als 1879–1882 die Berliner Stadtbahn gebaut wurde, musste der Festungsgraben zugeschüttet und die Königsbrücke abgerissen werden. Die Kolonnaden blieben ohne städtebaulichen Bezug zurück. 1910 wurden sie in den Heinrich-von-Kleist-Park nach Schöneberg versetzt. Die Kolonnaden gehören zu den wenigen erhaltenen Berliner Bauwerken aus der Zeit des Übergangs vom Rokoko zum Klassizismus.
Quellen:
- Wikipedia-Artikel „Kammergericht Berlin“, abgerufen 30. September 2024
- Wikipedia-Artikel „Königskolonaden“, abgerufen 30. September 2024
- Wikipedia-Artikel „Großes Wappen Preußens“, abgerufen 30. September 2024
- Wikipedia-Artikel „Titulatur und Wappen der Deutschen Kaiser nach 1873“, abgerufen 30. September 2024
- Dr. Otto Titan von Hefner (Hrsg.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 1. T.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Bundesstaaten, Nürnberg, 1856.
- Gustav Adelbert Seyler (Hrsg.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 4. T.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Nürnberg 1921.
- Gustav Adelbert Seyler (Hrsg.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 3. T.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Nürnberg, 1916.
- Maximilian Gritzner: Das Brandenburgische Wappen. Geschichtliche Darstellung seiner Entwicklung seit dem Jahre 1315, Druckerei bei Julius Sittenfeld, Berlin 1895
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