Schloss Eichenbarleben

Schloss Eichenbarleben, Gemeinde Hohe Börde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt)

Das Schloss Eichenbarleben ist ein ehemaliger Herrschaftssitz der Familie von Alvensleben in der gleichnamigen Ortschaft der heutigen Gemeinde Hohe Börde. Das Gebäude war Teil einer großen Schlossanlage und ist heute in einem sehr schlechten baulichen Zustand.

Adresse: Parkring 4B, OT Eichenbarleben, 39167 Hohe Börde

Das Herrenhaus von Schloss Eichenbarleben – Sitz der Familie von Alvensleben

Das Herrenhaus von Schloss Eichenbarleben

Die Ortschaft Eichenbarleben liegt an der alten Handelsstraße zwischen Braunschweig und Magdeburg, der heutigen Fernverkehrsstraße B1. Der Ort war seit dem 15. Jh. im Besitz der Familie von Alvensleben. Die Familie übte hier die Grundherrschaft aus, bis 1858 Udo von Alvensleben das Schloss und das Gut an Adolf von Krosigk verkaufte.

Die Gebrüder Ludolf, Busso und Gebhard von Alvensleben auf Kalbe (Milde) kauften 1452 für 2900 Gulden von Busso von Wanzleben, dem Letzten seines Stammes, Schloss Hundisburg mit den Dörfern Hundisburg, Eichenbarleben, Ackendorf und Nordhausen. Der Besitz der Familie von Alvensleben in Eichenbarleben vergrößerte sich in den folgenden Jahrzehnten weiter, sodass sie recht bald die Grundherrschaft im Ort übernahmen.

Außenmauer von Schloss Eichenbarleben

Die große vierseitige Schlossanlage mit runden Ecktürmen wurde von Joachim I. v. Alvensleben (1514-1588) für seinen Sohn Gebhard Johann I. von Alvensleben (1576-1631) erbaut. Aufgrund der noch teilweise vorhandenen Wassergräben vermutet man an dieser Stelle eine ehemalige Wasserburg. Vor diesen Gräben lag der große Schlosspark, von dem heute nicht mehr viel zu erkennen ist. Das Schloss wurde im Dreißigjährigen Krieg stark zerstört und so mussten 1654/55 die Wohngebäude und runden Ecktürme der Anlage wieder aufgebaut werden. Der erst 1654 neu errichtete Palas an der Nordseite des Schlosshofs wurde jedoch bereits 1703 zugunsten des gegenüber errichteten Herrenhauses aufgegeben.

1702 erbaute Gebhard XXVII. von Alvensleben das eher schlichte Herrenhaus innerhalb der Schlossanlage. In der Ortskirche erinnern Grabdenkmäler an die von Alvensleben. So hängt u.a. das Epitaph von Gerhard in der Kirche in Eichenbarleben.

Obwohl das Gut immer wieder zwischen den verschiedenen Häusern der von Alvensleben wechselt und sogar verpfändet wird, kehrte der Besitz immer wieder in die Familie zurück. 1662 erbaute Ludolf von Alvensleben ein Hospital bzw. Armenhaus. 1690 spendete Gebhard Johann 200 Thaler für dessen Erhalt. Im Jahre 1702 baute Gebhard das herrschaftliche Wohnhaus. Seine Witwe Helene restaurierte 1708/09 die Dorfkirche.


Das Allianzwappen von Gebhard von Alvensleben und Helena von der Schulenburg

Das Allianzwappen über dem Haupteingang zum Herrenhaus auf Schloss Eichenbarleben gehört Gebhard XXVII. von Alvensleben (1676-1704) und Helena von der Schulenburg (1676-1747). Gebhard war der Sohn von Gebhard Johann III. von Alvensleben (1642-1700) und Auguste Christine von Alvensleben (1651-1691). Gebhard wurde am 11. April 1676 in Erxleben geboren und ist am 19. April 1709 in Eichenbarleben im Alter von nur 33 Jahren gestorben. Helenas Eltern waren Alexander III. von der Schulenburg (1616-1681) und Anna Sophie von Bismarck (1645-1709). Helena wurde am 7. Juli 1676 in Altenhausen, Kreis Börde, geboren und verstarb am 27. Juni 1747 in Magdeburg. Beide heirateten am 7. August 1701 in Altenhausen. Ihr Sohn war Gebhard Johann IV. von Alvensleben (1703-1763), der am 1. Juni 1728 in Biendorf (Anhalt) Sophie Wilhelmine von Hagen (1710-1742) heiratete.

Allianzwappen Gebhard von Alvensleben und Helena von der Schulenburg

Die von Alvensleben werden dem Uradel der Mark Brandenburg zugerechnet. Ihr Stammsitz liegt im gleichnamigen Alvensleben, einem weiteren Ortsteil der oben bereits erwähnten Gemeinde Hohe Börde. Der Stammbaum der Familie teilte sich im Mittelalter in drei Linien, die weiße, schwarze und rote. Die beiden ersteren blühen noch, während die letztere als erloschen gilt.

Das Wappen Alvensleben wird wie folgt beschrieben: Im goldenen Schild zwei rote Balken, der obere mit zwei, der untere mit einer silbernen Rose belegt. Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein dreimal geasteter golden-rot gespaltener Baumstamm, oben besteckt mit einer silberne Rose.

Die Helmdecken kommen zumeist nur golden-rot vor. Die ältesten Siegel aus dem 14. Jh. zeigen den Schild dreifach geteilt, in der Mitte mit zwei und im Schildfuß mit einer Rose belegt. Auf dem Helm auch nur die Rose.

Die von der Schulenburg waren ein weit verzweigtes und hoch angesehenes Geschlecht aus der Altmark, welches seinen Ursprung wohl im Fürstentum Lüneburg hat. Die Familie war ebenso im anhaltinischen begütert.

Das Wappen von der Schulenburg wird wie folgt beschrieben: Im silbern-golden gevierten Schild in 1 und 4 drei (2,1) golden-bewehrte, befiederte rote Adlerbeine, in 2 und 3 ein schreitender rot-silbern gevierter Stier, der Kopf besteckt mit drei rückwärts gebogenen silbern-rot geteilten Fähnlein. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, an Haupt und Hüften grün-bekränzter Mann, in jeder Hand eines der Adlerbeine gestürzt haltend.


Erinnerungstafel für Ludolf von Alvensleben

Ludolph (1601-1664), Sohn des Gebhard Johann von Alvensleben, baute 1662 das Hospital (Armenhaus) in Eichenbarleben. Vermutlich wurde der Stein nach der Zerstörung des Hospitals beim Herrenhaus verbaut. Nach Übergang Eichenbarlebens an die von Krosigk wurde das Hospital neben der Patronatskirche, dem Herrenhaus und der Schlossanlage als Besitz aufgeführt.


Wappen des Adolf von Krosigk

1859 kaufte Adolf von Krosigk, der in erster Ehe mit Antonie von Kerssenbrock und in zweiter mit Adelheid von Kotze, beide waren Nichten von Albrecht von Alvensleben, verheiratet war, das Gut und Schloss Eichenbarleben. Schloss und Gut blieben bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945 im Besitz der Familie von Krosigk. Das Gut bewirtschaftete bis 1945 ca. 625 ha, mind. 253 ha durch die Familie selbst, der Rest wurde verpachtet. Infolge der Bodenreform wurde das Land unter 36 Neubauern aufgeteilt.

Das Wappen der von Krosigk ist an der im 19. Jh. neu geschaffenen westlichen Hofdurchfahrt zu finden. Der mit der Jahreszahl 1859 und den Initialen des damaligen Besitzers „AvK“ (Adolf von Krosigk) versehene Wappenstein zeigt das von zwei Greifen gehaltene Familienwappen der von Krosigk. Die Familie wird dem sächsischen und anhaltinischen Adel zugerechnet. Bereits im Sachsenspiegel, einem durch Eike von Repgow zwischen 1220 und 1235 verfassten Rechtsbuch, wird die Familie als aus Franken stammendes Geschlecht genannt. Dedo von Crozuc ist der erste urkundlich belegbare Krosigk. Er lebte um 1040 und es lassen sich alle noch existierenden Familienzweige nachweislich auf ihn zurückführen. Mitglieder der Familie waren u.a. mehrfach Bischöfe, Domherren oder Äbtissinnen in den Bistümern Halberstadt und Magdeburg.

Das Wappen zeigt im silbernen Schild drei übereinander liegende, mit der Schneide nach unten gewendete rote Pflugmesser. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei mit der Schneide auswärts gekehrte rote Pflugmesser. Die Helmzier wird zumeist mit einem goldenen Balken belegt, der hier aber fehlt.

Die Familie war in der Region des Nord- und Ostharzes sehr weit verbreitet und besaß dort mehrere Güter. Das Schloss Hohenerxleben war bis zur Enteignung 1945 eines ihrer Stammsitze.


Parkanlage

An der Südseite der Schlossanlage wurde ursprünglich ein ca. 12 ha großer Park geplant. Der fruchtbare Börde-Boden in Eichenbarleben war jedoch zu wertvoll, um ihn in dieser Größe zu verschwenden und so wurde der geplante Park nie vollständig umgesetzt. Bis heute zeugt im Park ein Bestand schöner alter Bäume von der einstigen Pracht.

Rückseite des Herrenhauses auf Schloss Eichenbarleben mit Blick zur Parkseite.

Ab 1948 wurde das Schlossgelände sehr unterschiedlich genutzt. Während die Wirtschaftsgebäude zu Wohnhäusern umgebaut wurden, wurde das Herrenhaus als Kinderheim und später Altersheim genutzt. Heute macht das Herrenhaus innerhalb der sonst durch die Bewohner sehr gepflegten Schlossanlage einen sehr heruntergekommenen Eindruck. Von allen Seiten ist die direkte Sicht auf das Herrenhaus durch hohe Büsche und Bäume versperrt. Die ehemalige Schlossanlage ist zu einem eigenständigen Ortsteil der Gemeinde herangewachsen.

Das Herrenhaus von Schloss Eichenbarleben ist in einem sehr schlechten Zustand.

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel „Schloss Eichenbarleben“, abgerufen 22. April 2024.
  • „Joachim I. v. Alvensleben“, www.familie-von-alvensleben.de, abgerufen 22. April 2024.
  • Udo v. Alvensleben: „Joachim von Alvensleben“ in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 233 [Online-Version]; www.deutsche-biographie.de/pnd102430837.html
  • Udo v. Alvensleben: „Alvenslebensche Burgen und Landsitze“, Ruhfus Verlag, Dortmund 1960.
  • Dr. Berent Schwineköper (Hrsg.): „Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd. 11. Provinz Sachsen, Anhalt“, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1987.
  • Friedrich Hermann Otto Danneil: „Eichenbarleben“, in Der Kreis Wolmirstedt. 1896. (www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/image/PPN869214012/272/)
  • Siegmund Wilhelm Wohlbrück: „Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte Alvensleben.“ , Berlin 1829. 3 Bde.
  • „Herkommen und Adel der Familie v. Krosigk“, www.vonkrosigk.de, abgerufen 3. Juni 2024.
  • „Eichenbarleben“, www.vonkrosigk.de, abgerufen 4. Juni 2024.
  • Rudolph von Krosigk: „Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und Freiherrn Geschlechts von Krosigk“, Berlin 1856
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 7. Abt.: Der Adel des Herzogthums Anhalt, Nürnberg 1869.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 11. Abt.: Ausgestorbener anhaltischer Adel, Nürnberg 1905.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 2 (Blühender Adel deutscher Landschaften), 3. Abt.: Der Adel des Königreichs Sachsen, Nürnberg 1857. 
  • Stefan Empter: „Gebhard XXVII v. Alvensleben“, in GEDBAS, www.gedbas.genealogy.net, abgerufen 3. Juni 2024.
  • Detlev Schwennicke: „Europäische Stammtafeln, Neue Folge Bd. XIX. – Zwischen Weser und Oder“, Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt an Main.
  • Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): „Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 1“, Verlag W.C. Bruer, Berlin, 1896.

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