Neudamm in Neuwegersleben, Altes Fährhaus

Altes Fährhaus, Neudamm 7, Neuwegersleben

Neudamm, Ort in der Gemeinde Am Großen Bruch im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt)

Im Ortsteil Neudamm (früher Neu-Damm) befindet sich am Haus Neudamm 7 ein Wappenstein von Sigismund von Brandenburg (1538-1566). Er war ein Sohn des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II.  aus dessen zweiter Ehe mit Hedwig von Polen. Sigismund war seit 1652 Erzbischof von Magdeburg und Fürstbischof von Halberstadt.

Adresse: Neudamm 7, 39393 Am Großen Bruch

Wappenstein des Sigismund von Brandenburg, die Plastik in der runden Kartusche oberhalb des Steins zeigt sein Abbild.

Als im 16. Jh. die Wege über das Bruch neu angelegt wurden, entstand auf dessen Südseite ein Gutshof, dessen ältester Teil als Fährhaus bezeichnet wird. Seit dem 14. Jh. ist ein solcher Fährübergang an dieser Stelle belegt. Der Gutshof wurde 1705 ein Vorwerk der Domäne Schlanstedt. Am östlichen Giebel des Fährhauses, heute direkt an der L245, findet sich, sehr fein gearbeitet, eine Wappentafel mit dazugehöriger Inschrift von Sigismund von Brandenburg.

SIGISMVNDVS-DEI-GRACIA ARCHIEPI-SCOPYS
 MAGDEBVRGENSIS-PRIMAS-GERMANIE AD
 MANISTRATOR-HALBERSTADENSIS-MARCHIO
 BRANDENBVRGENSIS-STETTINENSIS-POM
 MERANIE-CASSVBORVM-AC VANDALORVM-IN-
 SILESIA-CROSNIE-DVX-BVRGGRAVIVS-NORM-
 BERGENSIS-ET-PRINCEPS-RVGIE-ANNO-1562
Inschrift unter dem Wappenstein

SIGISMVNDVS DEI GRACIA ARCHIEPISCOPVS
MAGDEBVRGENSIS PRIMAS GERMANIE AD
MINISTRATOR HALBERSTADENSIS MARCHIO
BRANDENBVRGENSIS STETTINENSIS POM
MERANIE CASSVBORVM AC VANDALORVM IN
SILESIA CROSNIE DVX BVRGGRAVIVS NORM
BERGENSIS ET PRINCEPS RVGIE ANNO 1562

Übersetzung:

Sigismund, von Gottes Gnaden Erzbischof von Magdeburg, Primas von Deutschland, Administrator von Halberstadt, Markgraf von Brandenburg, Herzog von Stettin, von Pommern, der Kaschuben und Wenden, in Schlesien zu Crossen, Burggraf von Nürnberg und Fürst von Rügen, Anno 1562.

Sigismund von Brandenburg (1538-1566)

Sein Wappen ist eine Kombination seines Familienwappen, mit dem seiner Funktionen als Bischof von Magdeburg und Halberstadt. Diese Funktion wird durch das aufgelegte Mittelschild symbolisiert. Das Familienwappen von Sigismund von Brandenburg entspricht im Wesentlichen dem des Kurfürsten von Brandenburg.

Das Wappen von Sigismund von Brandenburg.

Drei Helme krönen den Wappenschild.

Die Helme von links nach rechts:

  • Auf dem gekrönten Helm ein mit goldenen Kleestengeln belegter schwarzer Flug (Markgrafen von Brandenburg).
  • Auf dem Helm ein roter Spitzhut mit aufgeschlagener Krempe, besetzt mit goldenem Pfauenwedel. Beiderseits hinter der Krempe steckend eine Fahne an goldene Stange mit der Schildfigur bezeichnet (Bischof von Magdeburg). Das dahinter zu sehende Kreuz wird in der Literatur nicht erwähnt.
  • Auf dem Helm ein niedriger roter Hut mit Hermelinaufschlag, darauf zwischen zwei rot-silbern mehrfach gestückten Büffelhörnern ein rot-gekrönter schwarzer Löwe (Burggrafen von Nürnberg).
Die Felder im Wappen im Detail.

Die Felder von oben links nach unten rechts:

Der Schild ist zweimal gespalten und zweimal geteilt mit Mittelschild und Schildfuß. Der Mittelschild, das Feld 5 überdeckend, ist geviert: In 1 und 4 rot-silbern geteilt (Bistum Magdeburg), in 2 und 3 silbern-rot gespalten (Bistum Halberstadt).

  • Feld 1: Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein rot-gekrönter -bewehrter schwarzer doppelschwänziger Löwe (Burggrafen von Nürnberg).
  • Feld 2: In Silber ein roter Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Saxen (Markgrafen von Brandenburg)
  • Feld 3: In Silber ein roter Greif (Herzogtum Pommern).
  • Feld 4: In Blau ein links gewandter aufrecht schreitender gekrönter gold bewehrter roter Greif (Herzogtum Stettin).
  • Feld 5 (Mittelschild): Geviert, in 1 und 4: rot-silbern geteilt (Bistum Magdeburg), in 2 und 3: silbern-rot gespalten (Bistum Halberstadt).
  • Feld 6: In Gold ein schwarzer Greif (Herzogtum Kassuben).
  • Feld 7: In Silber ein links gewandter aufrecht schreitender rot-grün gestreifter Greif (Herzogtum Wenden).
  • Feld 8: Silbern-schwarz geviert (Stammwappen der Hohenzollern).
  • Feld 9: Geteilt von Gold über Blau; oben ein rot-gekrönter und -bewehrter schwarzer Löwe mit Doppelschweif, der aus dem im unteren Felde befindlichen, aus fünf roten Steinen gebildeten Stufengiebel hervorwächst (Fürsten von Rügen).
  • Feld 10 (Schildfuß): Regalienfeld

Die auf dem Foto zu erkennenden Farben scheinen nachträglich und an einigen Stellen falsch erneuert worden zu sein.

_______________________________________________________

Quellen:

  • Schmidt, Gustav, „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben“, Halle a. d. S., 1891.
  • Gustav Adelbert Seyler, J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch – Bisthümer, Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg, 1881
  • Karl Janicke, „Sigmund„, Allgemeine Deutsche Biographie. Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig, 1892.
  • Dr. Bernhard Peter, „Der Marktbrunnen in Feuchtwangen – Teil (1)“, www.welt-der-wappen.de/Heraldik/Galerien/galerie517.htm.
  • Dr. Stephan Kunze, Geschichte, Statistik und Topographie sämmtlicher Ortschaften des landräthlichen Kreises Oschersleben, Band 1, Druck und Verlag von C. H. Häniche, Oschersleben, 1842.
  • Harald Brünig, „Das Portal des ehemaligen Bischofspalastes in Halberstadt“ auf www.portalsaeule.de
  • www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0125.html, „Petershof“