Das Kleisthaus in Berlin-Mitte

Kleisthaus, Bezirk Mitte, Berlin

Das Kleisthaus in der Berliner Mauerstraße wurde 1912 durch den Architekten Bodo Ebhardt als Sitz der Bankgesellschaft von der Heydt & Co. geplant und bis 1913 fertiggestellt. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Das Haus wurde nach Heinrich von Kleist benannt, der von 1809 bis zu seinem selbstgewählten Tod 1811 an gleicher Stelle wohnte.

Adresse: Kleisthaus, Mauerstraße 53, 10117 Berlin

Das Wappen der Familie von der Heydt am Kleisthaus

Die Familie führt ihren Namen auf Gottfried vom Lichtscheid genannt auf der Heydt (+1660), Hofbesitzer zu Unterbarmen, heute ein Ortsteil von Wuppertal, zurück. Sein Vater war Herbert auf dem Lichtscheid (1594-1599), Hofbesitzer und Gemeindevorsteher zu Barmen. Die Familie von der Heydt zog später in den Nachbarort Elberfeld und wurden dort zu erfolgreichen Rohseidenherstellern und Bankiers.

Über dem Eingang zum Haus in der Mauerstraße ist der Wappenschild aus dem Stammwappen der von der Heydt angebracht. Das Bankhaus führt noch heute das Stammwappen der Familie als Firmenlogo in leicht veränderter Form.

Das Stammwappen der Familie von der Heydt

Im golden-blau gespaltenen Schild vorn drei (2,1) grüne Stechpalmenblätter (Ilexblätter), hinten ein beblätterter, blühender goldener Heidekrautzweig (Erika-Zweig). Auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken zwischen einem rechts goldenen und links blauen Adlerflug drei grüne Stechpalmenblätter (Ilexblätter) fächerförmig.


Das freiherrliche Wappen von der Heydt

August von der Heydt, königlich-preußischer Staatsminister a. D., erhielt am 31. Januar 1863 den preußischen Freiherrenstand für sich und seine Nachkommen.

Zum Zeitpunkt seiner Standeserhöhung waren die von der Heydt eine angesehene Kaufmannsfamilie aus Elberfeld, heute ein Stadtteil von Wuppertal. Augusts Eltern waren Daniel Heinrich von der Heydt (1767–1832), Bankier und Bürgermeister in Elberfeld, und Wilhelmine Kersten (1771–1854) aus Spangenberg in Hessen, ebenfalls eine Bankiers- und Kaufmannsfamilie.

Wappen der Freiherren von der Heydt

Das freiherrliche Wappen der Familie von der Heydt

Das freiherrliche Wappen ist blau-golden quadriert mit rechter oberer silberner Vierung, darin der preußische Adler; in 1 und 4: drei (1,2) goldene Stechpalmenblätter (Ilexblätter); in 2 und 3: ein einwärts gekehrter doppelschwänziger golden-gekrönter roter Löwe, in der rechten Pranke ein Büschel blühendes Heidekraut. Auf dem Schild zwei golden-gekrönte Helme: I. mit blau-goldenen Decken ein mit je einem goldenen Stechpalmenblatt belegter blauer Flug, dazwischen angestemmt ein goldenes Stechpalmenblatt; II. mit rot-silbernen Decken der aus der Krone wachsende Löwe wie im Schild.

August heiratete am 6. Juni 1836 in Elberfeld die ebenfalls von dort stammende Julie Blank (1804–1865). Sie war die Tochter des Fabrikanten Johann Wilhelm Blank (1773–1846) und Sibylla Helene Simons. August und Julie hatten fünf Söhne und eine Tochter. Zu ihren Nachkommen gehören u.a. der Bankier August Freiherr von der Heydt (1825–1867), der Bankiers und Kunstmäzenen August Freiherr von der Heydt (1851–1929), Bernhard Freiherr von der Heydt (1840–1907) und Robert Freiherr von der Heydt (1837-1877). Nachdem August mit seinen Brüdern das Bankhaus ihres Vaters übernommen hatte, betätigte er sich auch als Kommunalpolitiker in seiner Geburtsstadt und machte sich schnell einen guten Namen. 1841 wurde er als gemäßigter Liberaler in den Rheinischen Provinziallandtag und 1847 in den Vereinigten Landtag entsendet. 1848 folgte seine Wahl zum Vertreter seiner Heimatstadt Elberfeld in der Nationalversammlung in Frankfurt. So blieb es nicht aus, dass auch der preußische Hof von ihm hörte. Im Kabinett Brandenburg-Manteuffel wurde er Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten und 1851 sogar Direktor der Preußischen Staatsbank. 1862 wurde August Finanzminister, schied jedoch nach der Ernennung Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten aus der Regierung wieder aus. Von 1866 bis 1869 übernahm er noch einmal das Amt des preußischen Finanzministers. Für seine Verdienste wurde ihm 1869 der Schwarze Adlerorden verliehen, den höchsten Orden des Königreichs Preußen. 

August von der Heydt verstarb am 13. Juni 1874 in Berlin und wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt. Seine Grabstätte gehört seit 1984 zu den Ehrengräbern der Stadt Berlin. Die Villa von der Heydt am Landwehrkanal in Berlin-Tiergarten ist heute Sitz des Präsidenten und der Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die Villa von der Heydt in Berlin-Tiergarten.

Heinrich von Kleist

Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder als fünftes Kind seiner Eltern Joachim Friedrich von Kleist (1728–1788) und Juliane Ulrike von Pannwitz (1746–1793) geboren. Er war Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist. Zu seinen Werken gehören u.a. „Der zerbrochene Krug“ und „Amphitryon“ und „Die Marquise von O…“. Er wohnte seit 1807 immer wieder in Berlin und veröffentlichte hier seine wichtigsten Erzählungen. Er war der Herausgeber der Berliner Abendblätter, einer Zeitung mit Lokalnachrichten. Von 1809 an wohnte er in der Mauerstraße. Immer wieder von Existenzsorgen und der mangelnde Zuspruch für seine Arbeiten geplagt, setzte er am 21. November 1811 seinem Leben gemeinsam mit Henriette Vogel, die unheilbar an Krebs erkrankt war, am heutigen Kleinen Wannsee ein Ende. Beide wurden bereits einige Tage später gemeinsam an diesem Ort beerdigt, da ihnen eine Bestattung auf einem christlichen Friedhof wegen ihres Freitodes verwehrt blieb. Die Grabstätte kann heutzutage besucht werden.

Die Familie von Kleist wird dem pommerschen Uradel zugerechnet. In Preußen erlangten die Familienmitglieder mehrfach hohe Ämter, so u.a. als Generäle, Diplomaten und Beamte.

Wappen der Familie von Kleist

Das Wappen der Familie von Kleist zeigt in Silber einen roten Balken, der beiderseits von je einem laufenden roten Fuchs begleitet wird. Auf dem golden-gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken fächerförmig nebeneinander drei Rosen, eine rote zwischen zwei silbernen, auf jeder eine gestürzte Saufeder mit goldenen Stiel.


Das Kleisthaus

Das Gebäude wurde im neoklassizistischen Stil errichtet. Der markante Mittelrisalit wird durch Pilaster gestützt. Die Fassade ist mit Muschelkalk verkleidet und mit Reliefs des figürlichen Bildhauers Georg Kolbe verziert. Eines zeigt Kleist, ein anders eine Amazone. Das Erdgeschoss ist mit Bossenwerk ausgestaltet.

Bis 1936 nutzte die Heydt’sche Bankgesellschaft das Gebäude. Anschließend wurde es Sitz der Deutschen Landesbankenzentrale, bevor im Jahr 1943 das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda das Gebäude übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kleisthaus vorübergehend durch das Deutsche Rote Kreuz genutzt. Dann folgte ein langer Zeitraum des Leerstands. Erst mit dem Umbau zwischen 1997 bis 2000 ergab sich eine neue Aufgabe und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zog ein.


Seit 2001 ist das Kleisthaus Dienstsitz des/der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Das Kleisthaus ist heute eine Kultur- und Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung.

Ein Banner überdeckt aktuell (Stand April 2024) das Wappen von der Heydt über der Eingangstür des Kleisthauses.

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel „Kleisthaus“, abgerufen 12. 12. 2023
  • Wikipedia-Artikel „August von der Heydt (Bankier, 1801)“, abgerufen 12.12.2023.
  • Wikipedia-Artikel „Villa von der Heydt (Berlin-Tiergarten)“, abgerufen 12.12.2023.
  • „Familie von der Heydt“, Portal Rheinische Geschichte, www.rheinische-geschichte.lvr.de, abgerufen 14.12.2023.
  • „August Freiherr von der Heydt“, Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg, www.stiftung-historische-friedhoefe.de, abgerufen 13.12.2023
  • „Kleisthaus“, Denkmaldatenbank, Landesdenkmalamt Berlin, www.denkmaldatenbank.berlin.de, abgerufen 13.12.2023
  • Eike Pies, Neues Bergisches Wappenbuch bürgerlicher Familien, Bauer & Raspe Verlag, 1998.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 7 (Ergänzungen), 2. Abt.: Preußische Grafen und Freiherren. Ergänzungen, Nürnberg, 1886.
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 1: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute A-L, Nürnberg 1878.
  • „Grabstätte Heinrich von Kleist & Henriette Vogel“, www.visitberlin.de, abgerufen 14.12.2023.