Wasserburg Flechtingen

Wasserburg Flechtingen, Gemeinde Flechtingen, Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt)

Die Wasserburg in der Ortschaft Flechtingen in der Altmark liegt inmitten eines künstlich angestauten Sees. Die ältesten Teile der Burg stammen aus dem frühen 14. Jh. Die Burg war bis 1945 der Stammsitz der Familie Schenk zu Flechtingen. Die Wasserburg ist in Privatbesitz und nur von Außen zu besichtigen.

Adresse: Lindenplatz 7, 39345 Flechtingen

Wasserburg Flechtingen

Die Wasserburg wurde um 1307 erstmals erwähnt. Die Burganlage ist zweigeteilt und steht auf einer allseits von Wasser umgebenen Burginsel. Die Kernburg mit Palas hat einen fast quadratischen Grundriß und liegt an der Nordseite. Ost- und Südflügel werden von Wirtschaftsgebäuden gebildet. Der Zugang wurde durch eine Zugbrücke geschützt, bis diese durch einen Zufahrtsdamm ersetzt wurde. Als Bauherren der Burg gelten die Brüder Heinrich und Alverich Schenk von Dönstedt, später nannte sich die Familie Schenk zu Flechtingen. Die Burg blieb bis 1945 im Besitz der Schenk zu Flechtingen. Der Umbau zum Schloss erfolgte im 15. Jh. Der Zugang zur Wasserburg ist aktuell gesperrt, da die Anlage stark sanierungsbedürftig ist.

Die Wappen am Eingangstor zur Wasserburg

Am zinnengekrönten Eingangsportal vor der Brücke zur Wasserburg befinden sich vier Wappen. Die beiden linken zeigen jeweils das Wappen der Schenk zu Flechtingen, die beiden rechten zeigen das Wappen der von Kissleben. Sie gehören zu den Erbauern des Tores Jacob Schenk zu Flechtingen und Dorothea Elisabeth von Kissleben.

Die Schenk zu Flechtingen, auch Schenk von Dönstedt, waren ein Geschlecht in den Gebieten des Erzstifts Magdeburg, des Stifts Halberstadt, wo es zeitweise das Erbschenken-Amt bekleidete, und in der Kurmark Brandenburg, wo sie auch zeitweise das Erbkämmerer-und Erbschatzmeister-Amt inne hatten. Der altmärkische Zweig des Hauses Flechtingen gilt als erloschen. Eine weitere Linie der von Schenk blühte im 20 Jh. noch im Mansfeldischen auf Gut Leimbach.

Das Wappen wird wie folgt beschrieben: In Gold zwei laufende natürliche (auch rote oder schwarze) Biber übereinander. Auf dem golden-gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken zwischen zwei Biberschwänzen 7 rote Fähnlein an silbernen Stangen mit goldenen Spitzen, drei links- und vier rechtshin flatternd.

Die Literatur verweist darauf, dass die ältesten Siegel aus dem 13. u. 14. Jahrhundert noch keine Biber zeigen, sondern Wölfe. Auch die Helmzier wurde zu dieser Zeit noch anders geführt. Die Biber werden mit dem Flüsschen Beber bei Dönstedt, heute Gemeinde Bebertal, in Verbindung gebracht.

Jakob Schenk zu Flechtingen wurde am ‎27. Juni 1643 geboren und ist am ‎12. Februar 1732 in Flechtingen‎ gestorben. Seine Eltern waren Werner Schenk zu Flechtingen (1597-1667) und Sophia von Krosigk († 1688). Jakob Schenk zu Flechtingen war Braunschweig-Lüneburgischen Hauptmann der Infanterie und brandenburgischer Erbschatzmeister der Kurmark, sowie Erbschenk im Fürstentum Halberstadt. Am 3. Mai 1676 heiratete er in Flechtingen ‎Dorothea Elisabeth von Kissleben‏‎. Sie wurde am ‎20. Oktober 1658 geboren und ist am 16. Juni 1724 in Flechtingen gestorben. Das Epitaph für Jacob Schenk zu Flechtingen hängt in der evangelischen Kirche von Flechtingen.

Die Familie von Kissleben war u.a. im Stift Halberstadt, Fürstentum Blankenburg, Herzogtum Braunschweig und in der Altmark begütert.

Das Wappen wird wie folgt beschrieben: In Silber mit drei nebeneinander gestellte rote Pfeile. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken die Pfeile vor sechs silbernen Straußenfedern.

Der Helmschmuck ist auch mit zwei gekreuzten Pfeilen oder sechs abwechselnd silbern-roten Straußenfedern anzutreffen.

Am Erker über dem Burgtor sind weitere Wappen angebracht. Unter diesen sind die Familienwappen der Schenk zu Flechtingen, von Bredow und von Bartensleben (später von Wolfsburg) zu erkennen. Über einem Eingangsportal im Innenhof befindet sich das Allianzwappen von Carsten Schenk zu Flechtingen, Herr auf Flechtingen und Dönstedt, und Maria Magdalena von der Schulenburg.

In der 1727 erbauten Patronatskirche von Flechtingen, direkt vor der Schlossbrücke, sind mehrere Epitaphe der Familie Schenk zu Flechtingen erhalten. An der Patronatsloge im Kirchenschiff befindet sich unter den Logenfenstern ein Wappenfries aus dem Jahr 1592 mit den Ahnen des Werner Schenk zu Flechtingen, verheiratet mit Sophie von Krosigk. Darunter die Wappen v. Honlage (Honleben), v. Quitzow (Quitzauw), v. Veltheim, v. Asseburg, v. Rohr (Roren), v. Landsberg, v. Ahlefeldt (Anefelt), v. Bodendorf, v. Knesebeck, v. Bodendiek (Bodendick), v. Jagow (Iagaw), v. Marenholtz), v. Wenckstern, v. Bülow (Bulaw) und v. Alvensleben (Alveschlebe),

Nach dem Erlöschen des sehr angesehenen Geschlechts Schenk zu Flechtingen in der Mitte des 20. Jh. gingen Name, Wappen und Grundbesitz auf die Familie von Peucker über. Da Carl Jacob Friedrich Schenk zu Flechtingen kinderlos blieb, adoptierte er seinen Neffen Eduard von Peucker (1823-1897). Dieser nannte sich fortan Eduard von Schenk und wurde so zum Majoratsherr auf den Gütern in Flechtingen, Böddensell, Hilgesdorf und Dönstedt, alle im damaligen preußischen Kreis Gardelegen. Eduard von Peucker war von 1878 bis 1881 für die Deutsche Reichspartei Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Magdeburg 1 (Gardelegen, Salzwedel) . Er war auch Mitglied im Provinziallandtag der preußischen Provinz Sachsen. Ab 1860 veranlasste er den neogotischen Umbau der Wasserburg und die Errichtung eines Landschaftsparks nach englischen Vorbild. 1864 wurde zwischen der Burg und dem Park ein zweiter Verbindungsdamm aufgeschüttet.

Das Schloss und der gesamte Besitz wurden 1945 auf Grundlage der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet. Das Land wurde unter Neubauern aufgeteilt. Das Schloss bot zunächst Flüchtlingen Unterkunft, später wurde es Genesungsheim, DDR-Grenztruppenunterkunft und bis 1993 Seniorenheim. Das Schloss sollte ab 2000 zu einem Hotel umgebaut werden, das Vorhaben scheiterte jedoch 2004. 2019 erfolgte der Verkauf der Immobilie an eine Investment Gruppe, Teile der Burg wurden seitdem renoviert.

Die gesamte Burginsel ist aktuell für Besucher gesperrt.

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel „Wasserburg Flechtingen“, abgerufen 14.11.2023
  • Wikipedia-Artikel „Flechtingen“, abgerufen 14.11.2023
  • Wikipedia-Artikel „Eduard von Schenck“, abgerufen 16.11.2023
  • „Jacob von Schenck von Dönstedt“, Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd1011975386.html, abgerufen 14.11.2023
  • „Jacob von Schenck“, Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark, www.altmarkgeschichte.de, abgerufen 14.11.2023
  • „Wasserschloss Flechtingen“, Stadtführer Flechtingen, www.world-qr.com, denkende portale gmbh, Plauen, abgerufen 14.11.2023
  • „Wasserburg Flechtingen“, Alle Burgen – Die Burgendatenbank, www.alle-burgen.de, abgerufen 14.11.2023
  • „Geschichte von Schloss Flechtingen“, www.burgen-und-schloesser.net, abgerufen 14.11.2023
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 2: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute M – Z, Nürnberg, 1878
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 5. Abt.: Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg, Nürnberg, 1880
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 6. Abt.: Ausgestorbener preußischer Adel, Provinz Sachsen (exl. die Altmark), Nürnberg, 1884
  • Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 11. Abt.: Ausgestorbener anhaltischer Adel, Nürnberg, 1905