Schloss Ahlden in Ahlden an der Aller im Landkreis Heidekreis (Niedersachsen)
Das Wasserschloss Ahlden wurde ab 1549 als dreiflügeliger Fachwerkbau am östlichen Ortsrand von Ahlden neben dem Arm der Alten Leine, dem heutigen Schloßteich, errichtet. Lediglich das Erdgeschoss des Westflügels ist aus Backstein gemauert. Das Schloss ist in Privatbesitz, der Innenhof kann unter Berücksichtigung der Öffnungszeiten besichtigt werden.
Adresse: Große Str. 1, 29693 Ahlden (Aller)
Das Wappen von Herzog Christian über der Tordurchfahrt
Über dem Eingang zum Schloss Ahlden ist das Wappen von Christian dem Älteren (1566-1633), Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Fürst von Lüneburg und Administrator des Bistums Minden, angebracht. Es zeigt die Jahreszahl 1613.
Christian war der zweitgeborene Sohn des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg (1535–1592) und Dorothea von Dänemark (1546–1617), der Tochter des dänischen Königs Christian III. (1503–1559) und dessen Ehefrau Dorothea von Sachsen-Lauenburg (1511–1571).
Christian wurde am 9. November 1566 geboren. Er folgte ab 1611 als regierender Fürst von Lüneburg seinem älteren Bruder Ernst II. (1564–1611). Darauf hatten sich die Söhne Herzog Wilhelms in 1597 und 1610 getroffenen Vereinbarungen geeinigt, da ihr Vater keine Nachfolgeregelung hinterlassen hatte. Besagte Vereinbarungen regelten auch, dass alle Brüder, bis auf einen, unverheiratet und ohne Erben bleiben sollten. Lediglich Georg (1582–1641) wurde per Losentscheid auserwählt, sich standesgemäß zu verheiraten und die Stammlinie fortzuführen. Vier der Brüder wurden so zu Ihren Lebzeiten zu regierenden Fürsten von Lüneburg. Auf Christian folgte sein Bruder August I. (1568–1636), bevor dann Friedrich IV. (1574–1648) die Regierung übernahm. Oben erwähnter Bruder Georg konnte seine Regentschaft nicht mehr antreten, da er bereits 1641 verstarb. Anstatt seiner trat sein Sohn Christian Ludwig (1622–1665) die Erbfolge an. Diese Erbfolgeregelung wurde 1617 durch Kaiser Matthias (1557–1619) bestätigt. Hintergrund dieser Regelung: es sollten weitere Erbteilungen und damit der zu erwartende finanzielle Niedergang des Herzogtums verhindert werden.
Bereits 1597 wurde Christian zum Koadjutor des Stifts Minden gewählt. Als der Fürstbischof Anton von Holstein-Schaumburg (1549–1599) starb, wählte ihn das Mindener Domkapitel am 7. Februar 1599 zum neuen Bischof. Seine Wahl wurde durch Papst Clemens VIII. jedoch nicht bestätigt, da Christian keine priesterlichen Weihen erhalten hatte. So bleib er Administrator von Minden. Von 1611 bis 1633 war er zugleich regierender Fürst des Fürstentums Lüneburg.
Christian starb am 8. November 1633 und wurde in der Fürstengruft in der Stadtkirche St. Marien in Celle beigesetzt.
Das bischöfliche Wappen wird in der Literatur wie folgt beschrieben. Einmal gespalten und dreimal geteilt mit Mittelschild.
- Herzogtum Braunschweig: in Rot zwei goldene Leoparden;
- Herzogtum Lüneburg: in Gold mit roten Herzen bestreut ein blauer Löwe;
- Grafschaft Everstein: in Blau ein golden-gekrönter silberner Löwe;
- Grafschaft Homburg: in einem silbern-blau gestückten Bord in Rot ein goldener Löwe;
- Grafschaft Hoya: in Gold zwei schwarze Bärentatzen;
- Grafschaft Lauterburg: in Rot ein (golden-gekrönter) goldener Löwe;
- Grafschaft Bruchhausen: quadriert: in 1 und 4 von Rot und Silber drei mal geteilt, in 2 und 3 von Silber und Blau achtfach geständert;
- Grafschaft Diepholz: in Blau ein silberner Adler.
- (Mittelschild) Bistum Minden: In Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel.
Auf dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Optisch links der Hoyaische (zwei schwarze Bärentatzen); in der Mitte der Braunschweig-Lüneburg’sche (eine mit einem Pfauenstoß besteckte golden-gekrönte rote Säule, davor zwischen zwei außen mit Straußenfedern besteckten, rot-gegrifften, silbernen Sicheln ein springendes silbernes Ross); optisch rechts der Bruchhausen’sche (zwischen zwei von silbern-rot übereck geteilten Hörnern vier von Rot und Silber geteilte Fähnlein an roten Lanzen.
Da der Wappenstein am Schloss Ahlden keine heraldischen Schraffuren aufweist, kann die Angabe zu Feld 6 auch anders interpretiert werden. Hierfür gibt es verschiedene Angaben für den fraglichen Zeitraum. Eher wahrscheinlich ist ein roter Löwe in Gold für die Herrschaft Diepholz, der eigentlich zum Adler in Feld 8 gehören sollte. In der Literatur wird für sein bischöfliches Wappen an diesem Platz angegeben „im roten Felde ein goldener Löwe“ (für die Herrschaft Lauterberg), wohingegen für sein fürstliches Wappen 1610 angegeben wird „in Gold ein roter Löwe“ (Herrschaft Diepholz). 1611 sind die Bestandteile für Diepholz (Löwe und Adler) vorerst nicht mehr Bestandteil des fürstlichen Wappens, hier erscheint wieder der goldene Löwe in Rot für die Herrschaft Lauterberg. Sein Wappen über dem Altar der Celler Stadtkirche St. Marien aus dem Jahr 1613 zeigt wieder den Diepholzer Löwen. Letzteres passt somit auch zeitlich zum Wappen am Schloss Ahlden.
Der Wappenstein wird von zwei Schildhalterinnen beseitet. Rechts ist Pietas, in der Rechten ein offenes Buch haltend, und links Justitia, in der Rechten ein Schwert und in der Linken eine Waage haltend, zu sehen.
Das Wappen Herzog Wilhelms des Jüngeren im Innenhof
Im Innenhof ist über dem Eingang zum rechten Seitenflügel das Wappen des oben bereits erwähnten Herzog Wilhelm des Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg (1535–1592) angebracht. Er wurde am 4. Juli 1535 geboren und war einer von vier Söhnen von Herzog Ernst „dem Bekenner“ (1497–1546) und Sophie von Mecklenburg-Schwerin (1508–1541). Den Beinamen „der Jüngere“ erhielt er zur Unterscheidung von seinem Vetter Wilhelm aus der Braunschweiger Linie. Wilhelm war regierender Fürst von Lüneburg, von 1559 bis 1569 zusammen mit seinem Bruder Heinrich, ab 1569 in Alleinherrschaft. Wilhelm ist am 20. August 1592 gestorben.
Eine Beschriftung auf dem Balken unterhalb des Wappens Wilhelms datiert es in das Jahr 1579. Es zeigt somit das Wappen der Fürsten von Lüneburg vor dem Hinzukommen der Grafschaften Hoya mit Bruchhausen (1582) und Diepholz (1585) in einer einfachen und unheraldischen Ausführung. Die Farben sind heraldisch nicht korrekt.
Das Wappen Wilhelms des Jüngeren in der Form vor 1585 findet man mit den heraldisch richtigen Farben und in einer prunkvolleren Ausführung u.a. auch am Alten Rathaus in Celle. Es wird in der Literatur wie folgt beschrieben:
Der Schild ist gespalten und zweimal geteilt und hat in 1. Braunschweig, 2. Lüneburg, 3. Eberstein, 4. Homburg, 5. Hoya, 6. Bruchhausen. Der letzte Platz ist geviert: 1. und 4. silbern-blau achtmal geständert (Alt-Bruchhausen), 2. und 3. rot-silbern dreimal geteilt (Neu-Bruchhausen). Auf dem Schild stehen drei Helme: links Hoya, mittig Braunschweig und Lüneburg, rechts Bruchhausen.
Schloss Ahlden ist seit 1975 in Privatbesitz und wird als Kunstauktionshaus genutzt. Der Innenhof kann während der üblichen Geschäftszeiten besucht werden, die Innenräume nur nach vorheriger Absprache.
Das Schloss erlangte eine überregionale Bekanntheit durch die Verbannung von Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, Gemahlin des Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover, des späteren Königs Georg I. von Großbritannien, nach ihrer Scheidung 1694 bis zu ihrem Lebensende 1726.
Quellen:
- Wikipedia-Artikel „Schloss Ahlden“, abgerufen 28. 7. 2023
- Webseite des Kunstauktionshauses Schloss Ahlden GmbH, www.auctions.schloss-ahlden.de, abgerufen 28. 7. 2023
- Bernhard Peter: „Wappen, Linien und Territorien der Welfen“, Seite 1-3, www.welt-der-Wappen.de, abgerufen 3. 8. 2023
- Wikipedia-Artikel „Fürstentum Lüneburg“, abgerufen 3. 8. 2023
- Wikipedia-Artikel „Christian (Braunschweig-Lüneburg)“, abgerufen 3. 8. 2023
- Wikipedia-Artikel „Wilhelm der Jüngere (Braunschweig-Lüneburg)“, abgerufen 3. 8. 2023
- Sauer, „Christian“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 162-163 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128744405.html, abgerufen 3. 8. 2023
- Zimmermann, Paul, „Wilhelm“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 1-4 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd134198158.html, abgerufen 3. 8. 2023
- Gustav Adelbert Seyler (Hrsg.): „J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, Bisthümer“, 1881, Verlag Bauer & Raspe
- Otto Titan von Hefner (Hrsg.): „J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch. 1,1,1: Die Wappen der Souveraine der deutschen Bundesstaaten“, 1856, Verlag Bauer & Raspe