Kloster Meyendorf, Ortsteil Meyendorf, Gemeinde Wanzleben-Börde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt)
Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster, nordwestlich von Wanzleben, ist eine im barocken Stil errichtete Klosteranlage. Die Kirche gehört heute zur katholischen Pfarrei St. Bonifatius Wanzleben im Bistum Magdeburg. Im Hauptgebäude des ehemaligen Klosters befindet sich heute ein Alten- und Pflegeheim.
Adresse: Klosterstraße 2 39164 Stadt, Wanzleben-Börde
1267 bestätigte Volrad von Kranichfeld, von 1254 bis 1295 Bischof von Halberstadt, durch eine Urkunde die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Meyendorf. Doch vermutlich gab es an gleicher Stelle schon viel früher ein Kloster. Bereits 1192 soll der Magdeburger Erzbischof Ludolf in einer nicht mehr vorhandenen Urkunde das Kloster Meyendorf erwähnt haben. Im 16. Jh. trotzten die Nonnen erfolgreich der Reformation, so blieben die Kirche und die Hälfte des Konvents katholisch. 1610 vernichtete ein Brand den größten Teil des Klosters, sodass ab 1720 das Klostergebäude und die Kirche im barocken Stil neu erbaut wurden. 1810 wurde das Kloster säkularisiert und die Kirche St. Andreas wurde zur katholischen Pfarrkirche. Die nicht mehr benötigten Klostergebäude wurden verkauft.
Das Torhaus von 1787 zeigt über und seitlich des Portals drei Nischenfiguren, die links den Hl. Andreas, rechts den Hl. Bernhard und oben die Hl. Maria darstellen sollen.
Die Wappen am Eingangstor zur Klosteranlage in Meyendorf
Besonderes heraldisches Interesse erzeugt das 1787 direkt an die alte Propstei angebaute sehr sehenswerte Torhaus. Das Torhaus ist turmartig mit Giebel und gebrochenem Walmdach. Über der Durchfahrt sind unter einer ovalen Kartusche mit dem Bildnis des Hl. Andreas zwei einander zugeneigte Wappenschilde mit dazwischen durchlaufenden Schriftbändern, die auf die verantwortlichen Erbauer Äbtissin Johanna Ursula Vollmer und Propst Alanus Härtung hinweisen. In Rundbogennischen neben und über dem Portal sind die drei bereits erwähnten Steinfiguren eingesetzt.
Das linke Wappen zeigt das Wappen der Äbtissin Johanna Ursula Vollmer: Geviert, 1 und 4: in Schwarz ein silbern-rot-geschachter Schräglinksbalken, 3 und 4: in Blau ein (goldener) Anker, mittig mit einem Schildchen belegt, darin der Buchstabe „M“. Auf dem gekrönten Helm ein Kreuz.
Das rechte Wappen zeigt das Wappen des Propsts Alanus Härtung: In einem Schild einen Zinnenturm mit Fenster, zu dessen Füssen zwei sich kriechend kreuzende Schlangen. Auf dem Helm eine wachsende Figur (keine Farben bekannt.).
Das Kloster
Das ehemalige Hauptgebäude des Klosters, die Klausur, bildet ein Viereck. Vermutlich wurde der Neubau auf dem Grundmauern des gotischen Vorgängerbaus errichtet. Der Bau erfolgte in der Amtszeit der Äbtissin Ursula Vollmer. Die sonstigen Gebäude bilden einen geräumigen Gutshof.
1812 kaufte der Magdeburger Zuckerfabrikant und Bürgermeister der Pfälzer Kolonie, mit aus der Pfalz eingewanderten Hugenotten und Deutschen, Johann Kaspar Coqui (1747- 1824) das Gut. Von dessen Sohn Peter August Coqui (1773–1856) kaufte Johann Gottlob Nathusius 1830 das Gut. 1840 übernahm August Nathusius (1818 – 1884) das säkularisierte Klostergut Meyendorf und entwickelte es zu einem modern geführten landwirtschaftlichen Betrieb. 1855 wurde dem ehemaligen Klostergut der Status eines Ritterguts zuerkannt. Damit verbunden war die Anerkennung der Landtagsfähigkeit der Besitzerfamilie. August Engelhard Nathusius war ein Sohn des Tabakfabriken und Großgrundbesitzers Johann Gottlob Nathusius (1760 – 1835) und seiner Frau Luise Wilhelmine geb. Engelhard (1787–1875) aus Magdeburg. August wurde in der Folgezeit mehrfach Mitglied des Provinziallandtages der preußischen Provinz Sachsen. Er wurde 1861 in den Adelstand erhoben und nannte sich von da an von Nathusius. Das Familienwappen von Nathusius hat sich an den Gebäuden nicht erhalten.
Das Wappen der am 18. Oktober 1861 geadelten Gebrüder Philipp Engelhard Nathusius auf Neinstedt, August Engelhard Nathusius auf Meyendorf, Wilhelm Engelhard Nathusius auf Königsborn und Heinrich Engelhard Nathusius auf Althaldensleben: Unter purpurnem (später schwarzem) Schildhaupt, darin eine goldene Königskrone, gespalten, unten vorn in Rot ein silberner Pferderumpf, unten hinten in Silber ein mehrblättriger grüner Zweig. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken: vor fünf, zwei silberne zwischen drei roten, Straußenfedern fünf übereinander gelegte silberne Pfeile.
Das Gut blieb bis zur Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945/46 in Besitz der Familie von Nathusius.
Das Klostergebäude wird heute als Pflege- und Betreuungszentrum genutzt. Das mit Pilastern mit korinthischen Kapitellen geschmückte Eingangsportal zeigt noch heute das ehemalige Klosterwappen (hier nicht zu sehen).
Die Kirche St. Andreas
Die heutige Kirche St. Andreas war die ehemalige Klosterkirche. Die Saalkirche wurde 1720 an den südlichen Trakt der Klausur angebaut. Sie bildet ein Rechteck von ca. 9×30 m mit schmälerem und mit einem Spitzzwiebeldach gedecktem Westturm. Über dem eher einfachen Eingangsportal ist im gebrochenen Schweifgiebel wieder die beiden oben erwähnten Wappen der Äbtissin und des Propsts angebracht. Die Nonnenempore nahm früher einen großen Teil des Innenraums ein und ruhte auf zwei Reihen von je fünf Holzsäulen.
Der Wappenstein besteht aus zwei durch Bänder miteinander verbundenen geschweifte Kartuschen. In der linken ist das Wappen der Äbtissin Johanna Ursula Vollmer zu sehen, in der rechten das Wappen des Propsts Alanus Härtung, Prof. zu Reifenstein.
Quellen:
- Wikipedia-Artikel „Kloster Meyendorf“, abgerufen 9. Januar 2025.
- Wikipedia-Artikel „Johann Gottlob Nathusius“, abgerufen 9. Januar 2025.
- Wikipedia-Artikel „August Engelhard von Nathusius“, abgerufen 9. Januar 2025.
- Barocke Portale in Sachsen-Anhalt, www.portalsaeule.de, abgerufen 9. Januar 2025.
- Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, 31. Heft – Kreis Wanzleben, hrsg. Historische Kommission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt. Druck und Verlag von Otto Hendel, Halle a. d. S., 1912.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Band 57, Adelige Häuser B, Band XI. Starke Verlag, Limburg a. d. Lahn 1974, S. 314.
- Adelsarchive im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, bearb. von Jörg Brückner, Andreas Erb und Christoph Volkmar, Selbstverlag des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt, Magdeburg, 2012.
- Handbuch des preußischen Adels, Erster Band, hrsg. Marcelli Janecki, 1892, S. 419.
- Betreuungszentrum Kloster Meyendorf, Homepage (www.kloster-meyendorf.de), abgerufen 9. Januar 2025.
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