Das Kollegienhaus in Berlin-Kreuzberg

Kollegienhaus, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin

In der Kreuzberger Lindenstraße befindet sich das als Verwaltungsgebäude im Stile eines Barockpalais erbaute Kollegienhaus. Nach wechselvoller Verwendungsgeschichte ist das Gebäude heute Teil des Jüdischen Museums Berlin.

Adresse: Jüdisches Museum, Lindenstr. 14, 10969 Berlin

Das Eingangsportal des Kollegienhauses in Berlin-Kreuzberg. Auf dem Giebeldreieck stehen die Figuren der Justitia und der Prudentia.

Das Kollegienhaus wurde im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. zwischen 1733 und 1735 erbaut. Geplant wurde es als eigenständiges Verwaltungsgebäude und war somit das erste seiner Art in Berlin. Der Name Kollegienhaus geht auf die dort wirkenden Kollegialorgane zurück. So war hier das preußische Kammergericht und das Kurmärkische Konsistorium untergebracht. Das preußische Kammergericht zog erst 1913 aus und in einen Neubau am Kleistpark ein.

Das Gebäude wurde nach Plänen des Oberbaudirektors Philipp Gerlach (1679-1748) als barockes Palais in Form einer zweigeschossigen Dreiflügelanlage errichtet. Das Kollegienhaus sollte den Zuzug von neuen Bewohnern in die 1710 nach Berlin eingemeindete ehemalige Vorstadt Friedrichstadt vorantreiben. Der Standort des Gebäudes folgt typischen barocken Prinzipien der Stadtgestaltung. So bildet das Palais den Blickfang und Abschluss der südlichen Markgrafenstraße.

Im 2. Weltkrieg wurde das Palais fast vollständig zerstört. Von 1963 bis 1969 wurde das Gebäude wieder aufgebaut und bis 1993 wurde hier das Berlin Museum untergebracht. Von 1993 bis 1998 wurde neben dem Kollegienhaus ein Neubau in dekonstruktivistischen Formen nach einem Entwurf des Architekten Daniel Libeskind errichtet. Beide Gebäude beheimatet heute das Jüdische Museum.


Wappen des preußischen Königs
Friedrich Wilhelm I.

Im Giebeldreieck über dem Eingangsportal ist eine farbige Kartusche mit dem Wappenschild von Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, in einer Version nach 1713 angebracht. Leider wurden bei der Farbgebung des Wappens mehrere Fehler gemacht. So wurde bei einigen Feldern eine falsche Feldfarbe verwendet. Besonders auffällig ist die Verwendung von zwei verschiedenen Farbtönen für eine bestimmte heraldische Farbe, bzw. Metall. Es ist auch völlig unverständlich, warum einerseits der untere Mittelschild silbern-metallisch umrahmt wurde, aber alle anderen heraldisch silberne Figuren und Felder des Wappens mit einem zumeist gelblichen Farbton tingiert wurden, wie bspw. im Feld für das Stammwappen der Hohenzollern.

Friedrich Wilhelm I. von Hohenzollern wurde am 14. August 1688 in Berlin-Cölln als zweiter Sohn des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. (1657-1713), dem späteren ersten König in Preußen Friedrich I., und Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg (1668–1705) geboren. Am 28. November 1706 heiratete er in Berlin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1687–1757), die Tochter des Kurfürsten von Hannover und Königs von Großbritannien, Georg I. 1713 folgte Friedrich Wilhelm seinem Vater als König in Preußen und Kurfürst von Brandenburg. Daneben führte er die Titel des Erzkämmerers des Heiligen Römischen Reichs, Prinz von Oranien und Neuchâtel, Fürst zu Magdeburg, Kleve, Jülich, Berg, Stettin, Pommern, der Kaschuben und Wenden, Herzog zu Mecklenburg, in Schlesien und zu Crossen, Burggraf zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden, Kammin, Schwerin, Ratzeburg und Moers, Graf zu Hohenzollern, Ruppin, der Mark, Ravensberg, Hohenstein, Tecklenburg, Lingen, Schwerin, Buren und Leerdam, Marquis zu der Vehre und Vliesingen, Herr zu Ravenstein, und der Lande Rostock, Stargard, Lauenburg und Bütow, auch Arley und Breda. Der von ihm stark geförderte Aufbau eines für die damalige Zeit modernen Heeres, brachte ihm den Beinamen Soldatenkönig ein. Selbst führte er es jedoch nur einmal in einen Krieg. Sein Sohn Friedrich II., der Große, baute darauf auf und wurde durch die Erfolge des preußischen Heeres berühmt. Friedrich Wilhelm I. betrieb eine ausgeglichene Wirtschafts- und eine tolerante Religionspolitik und förderte so u.a. ab 1732 den Zuzug von ca. 15.000 verfolgten Protestanten aus Salzburger nach Preußen. Er starb am 31. Mai 1740 in Potsdam.

Sein Wappen folgt dem seines Vaters Friedrich I., König in Preußen. Es ist über rotem Schildfuß zu 6 Reihen mit je 6 Plätze eingeteilt und mit je einem mittleren Schildchen zwischen der 1. und 2., 3. und 4., sowie der 5. und 6. Reihe. Von diesen drei Schildchen zeigt das oberste mit einem Kurhut bedeckte das Wappen des Erbkämmereramts des Heiligen Römischen Reichs. (In Blau ein goldenes Zepter.) Der mittlere Schild ist mit der königlichen Bügelkrone bedeckt und zeigt das Wappen Preußens. (In Silber ein golden-gekrönter schwarzer Adler, eine goldene Krone um den Hals gelegt und die Flügel mit goldenen Kleestängel belegt, in der Rechten ein goldenes Zepter, in der Linken ein goldenen Reichsapfel haltend.) Der untere mit einer Laubkrone belegte Schild mit dem Wappen für das Fürstentum Oranien ist geviert und belegt mit einem Herzschild für die Grafschaft Genf (Zu drei Reihen und Plätzen golden-blau geschacht.), in 1 das Wappen der Familie Chalon (In Rot ein goldener Schrägbalken.), in 2 und 3 das Wappen des Fürstentums Oranien (In Gold ein blaues Jagdhorn mit rotem Band und Beschlag.) und in 4 das Wappen des Fürstentums Neufchatel/Neuenburg. (In Gold ein mit drei silbernen Sparren belegter roter Pfahl. Hier nur drei Sparren.)

Die Felder des Wappen von optisch oben links nach unten rechts. In den Klammern werden die korrekten heraldischen Farben angegeben.

  • Reihe 1:
  • Herzogtum Berg (In Silber ein blau-bewehrter, -gezungter und -gekrönter roter Löwe.)
  • Herzogtum Kleve (In Rot ein silbernes Schildchen, überdeckt von einem goldenen Glevenrad [Lilienhaspel].)
  • Mark Brandenburg (In Silber ein gold-bewehrter, rot-gezungter roter Adler.)
  • Herzogtum Magdeburg (Rot-silbern geteilt.)
  • Herzogtum Jülich (In Gold ein rot-gezungter und -bewehrter schwarzer Löwe. Hier golden-gekrönt.)
  • Herzogtum Stettin (In Blau ein golden-bewehrter roter Greif.)
  • Reihe 2:
  • Herzogtum Schlesien (In Gold ein schwarzer, gold-bewehrter, rot-gezungter, mit einer Herzogskrone bedeckter Adler, auf der Brust belegt mit einem in der Höhlung mit einem Kreuzchen besteckten, silbernen Halbmond.)
  • Herzogtum Wenden (In Silber ein dreimal [auch fünfmal] rot-grün schräg-gestreifter Greif.)
  • Herzogtum Pommern (In Silber ein golden-bewehrter roter Greif.)
  • Herzogtum Kaschuben/Kassuben (In Gold ein [rot-bewehrter] schwarzer Greif. Hier, völlig unverständlich, in einem blauen Feld.)
  • Mecklenburg (In Gold ein rot-gekrönter, silbern-bewehrter schwarzer Büffelkopf mit Halsfell.)
  • Herzogtum Crossen (In Gold ein gold-bewehrter, rot-gezungter schwarzer Adler, auf der Brust belegt mit einem silbernen Halbmond.)
  • Reihe 3:
  • Fürstentum Stargard in Pommern (In Silber ein dreimal [auch fünfmal] grün-rot schräg-gestreifter Greif. Hier nur mit grünen Flügeln.)
  • Fürstentum Minden (In Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel.)
  • Burggrafentum Nürnberg (Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein rot-gekrönter und-bewehrter schwarzer Löwe.)
  • Fürstentum Halberstadt (Silbern-rot gespalten. Hier die Felder vertauscht und golden, statt silbern tingiert.)
  • Fürstentum Kammin/Camin (In Rot ein silbernes Ankerkreuz.)
  • Fürstentum Wenden (In Blau ein goldener Greif.)
  • Reihe 4:
  • Grafschaft Ruppin (In Rot ein golden-bewehrter silberner Adler.)
  • Fürstentum Moers (In Gold ein schwarzer Balken.)
  • Fürstentum Schwerin (Geteilt, oben in Blau ein schreitender goldener Greif, unten in Silber ein grünes Viereck. Das Feld kommt auch als blau-rot geteilt und oben mit dem Greifen besetzt vor.)
  • Fürstentum Ratzeburg (In Rot ein schwebendes silbernes Tatzenkreuz.)
  • Grafschaft Hohenzollern (Silbern-schwarz geviert.)
  • Grafschaft Mark (In Gold ein zu drei Reihen silbern-rot geschachter Balken.)
  • Reihe 5:
  • Grafschaft Klettenberg (In Silber ein schwarzer Hirsch.)
  • Gespalten, vorn Grafschaft Tecklenburg (In Silber drei (2:1) rote Seeblätter.), hinten Grafschaft Lingen (In Blau ein goldener Anker.)
  • Grafschaft Ravensberg (In Silber drei rote Sparren.)
  • Grafschaft Hohenstein (Rot-silbern zu 12 Plätzen geschacht [mitunter auch silbern-rot geschacht].)
  • Herrschaft Stargard/Mecklenburg (In Rot ein aus einer silbernen Wolke am linken Rand hervorkommender silbern-gekleideter Arm, einen goldenen Ring mit Edelstein haltend.)
  • Grafschaft Regenstein (In Silber eine sechsendige rote Hirschstange.)
  • Reihe 6:
  • Grafschaft Schwerin (Rot-golden geteilt.)
  • Marquisat Vehre und Vliesingen (In Schwarz ein silberner Balken.)
  • Grafschaft Buren/Bühren (In Rot ein silberner Wechselzinnenbalken.)
  • Grafschaft Leerdam (In Gold zwei rote Wechselzinnenbalken.)
  • Herrschaft Rostock (In Gold ein schräggestellter schwarzer Büffelkopf ohne Halsfell mit roter Zunge, silbernen Hörnern und roter Krone.)
  • Herrschaften Arlay/Arley und Breda (In Rot drei (2, 1) silberne Andreaskreuze.)
  • Zuunterst:
  • Das Regalienfeld als heraldisches Zeichen der obersten landesherrlichen Würde. (Ganz in Rot.)
Monogramm von Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, am Balkon des Eingangsportals.

Quellen:

  • Wikipedia-Artikel „Jüdisches Museum Berlin“, abgerufen 13. März 2024.
  • Berlin.de – Das offizielle Hauptstadtportal, „Jüdisches Museum Berlin“, www.berlin.de, abgerufen am 12. März 2024.
  • Wikipedia-Artikel „Berlin Museum“, abgerufen 14. März 2024.
  • Wikipedia-Artikel „Preußen“, abgerufen 14. März 2024.
  • Wikipedia-Artikel „Großes Wappen Preußens“, abgerufen 14. März 2024.
  • Wikipedia-Artikel „Friedrich Wilhelm I. (Preußen)“, abgerufen 14. März 2024.
  • Landesdenkmalamt Berlin, Denkmaldatenbank, „Kollegienhaus“, www.denkmaldatenbank.berlin.de, abgerufen am 12. März 2024.
  • Dr. Otto Titan von Hefner (Hrsg.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 1. T.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Bundesstaaten, Nürnberg, 1856.
  • Gustav Adelbert Seyler (Hrsg.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 4. T.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Nürnberg 1921.
  • Werner Schmidt: „Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg. König in Preußen.“, München 2004.
  • Gustav Adelbert Seyler (Hrsg.): Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1 (Souveräne und Landesfürsten), 1. Abt., 3. T.: Die Wappen der deutschen Souveraine und Lande, Nürnberg, 1916.
  • Oestreich, Gerhard, „Friedrich Wilhelm I.“ in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 540-545 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535978.html#ndbcontent